Als ich wie ein Vogel war, der am Abend sang,
riefen alle Leute nur: Sonnenuntergang.
Alle Vögel sind schon da, keiner der das rief.
Ohne Stimme flog ich fort, als schon alles schlief.
Irgendwann will jedermann raus aus seiner Haut.
Irgendwann denkt er dran, wenn auch nicht laut.
Als ich wie der Himmel war, überm Rosenstrauch
setzte mancher sich und sprach: Rosen blühen auch!
Ach wie ist der Himmel blank, keiner kam da rauf.
Fiel mein Regen auf die Bank, standen alle Leute auf.
Irgendwann will jedermann raus aus seiner Haut.
Irgendwann denkt er dran, wenn auch nicht laut.
(2x)
Keiner hörte als ich sang – man sah das schöne Wetter.
Fiel mein Regen auf die Bank – man sah die Rosenblätter.
Meine Stimme sprang beim Sonnenuntergang so schön wie Rosenblätter.
Fiel mein Regen auf die Bank, mein Himmel wurde krank, und auch mein Wetter.
Fiel mein Regen auf die Bank, mein Himmel wurde krank, und auch mein Wetter.
Irgendwann will jedermann raus aus seiner Haut.
Irgendwann denkt er dran, wenn auch nicht laut.
(2x)
Gabi meint:
Ja. genau. (Neudeutsch: ‚This.‘)
Der Text hat sicher auch eine politische Bedeutung, funktioniert aber auf der persönlichen Ebene ganz hervorragend.
Hier möchte ich ausnahmsweise zum Vergleich auch die Originalversion verlinken, die mir in dem Fall genau so gut gefällt wie das Cover.
Jolli meint:
Dieser Song wird wohl immer mein Lieblingslied von diesem Album bleiben. Der flüchtige Zuhörer fragt sich da natürlich warum, dann hat er nicht die versteckten Metaphern verstanden, die in diesem Text stecken. Das Lied erzählt von dem oft schweren Unterfangen eine eigene Individualität zu entwickeln und dabei in einer blinden Gesellschaft immer wieder an Grenzen zu stoßen. Damals hatte dieser Song zweifellos eine politische Botschaft, heute braucht es nicht erst Politiker, um die Menschen einzuengen. Es gibt genug Dinge…oder sagen wir besser Normen?…wegen denen wir uns oft verbiegen. Dieses Lied hält uns in dieser Hinsicht einen Spiegel vor.
Anne meint:
Also bei diesem Lied hatte ich lange Zeit ein Brett vor dem Kopf. Ich kam zuerst überhaupt nicht auf das Offensichtliche: Die Kritik an der Formung einer sozialistischen Persönlichkeit in der DDR, bei der Individualismus überhaupt keinen Platz findet.
Ich muss zugeben, ich habe zu Anfang überhaupt nicht geschichtlich bzw. politisch gedacht. In meiner Vorstellung war die Person ein ungeliebter Außenseiter, der keine Lust hat sich der breiten Masse anzupassen, der aber für seine Andersartigkeit von den meisten Mitmenschen ignoriert oder nicht toleriert wird. Die Person klagt an, dass diese Menschen nicht aus ihrer Haut können und sich lieber dem Mainstream anpassen, obwohl sie vielleicht innerlich daran denken gegen den Strom zu schwimmen. Und dann dachte ich, ob nun mit der geschichtlichen/politischen Schablone oder mit der persönlichen betrachtet, die Quintessenz ist dieselbe.