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Schweden 1939: der Junge Simon Larrson (Jonatan S. Wächter) führt ein einfaches Leben. Sein Vater Erik (Stefan Gödicke) hält die Familie mit Tischlerarbeiten über Wasser, die Mutter Karin (Helen Sjöholm) kümmert sich um den Haushalt in dem bescheidenen, kleinen Haus. Doch Simon träumt von anderen Dingen: er möchte mehr über die Welt erfahren, die Geschichte lernen und interessiert sich für die schönen Künste, besonders für die Musik – sehr zum Leidwesen von Erik, der sich lieber einen bodenständigeren Jungen wünscht.
Trotz aller Bedenken darf Simon auf eine teure Privatschule nach Göteborg gehen, um seinen Wissensdurst zu stillen. Dort schließt er schnell Freundschaft mit dem gleichaltrigen Isak Lentov (Karl Martin Eriksson), einem jüdischen Jungen aus wohlhabendem Haus. Für Simon ist dies eine völlig neue Welt, die ihn sofort in seinen Bann zieht. Isaks Vater Ruben (Jan Josef Liefers), der eine Buchhandlung in der Stadt besitzt, fördert die Interessen des Jungen, schenkt ihm Bücher, besucht mit ihm Konzerte und finanziert ihm Musikunterricht.
Doch Erik missfallen diese kostspieligen Zuwendungen, fürchtet er doch, dass Simon dadurch den Boden unter den Füßen verliert und sich von seiner Familie entfremdet.
Die Lage spitzt sich zu, als in Europa der Krieg ausbricht. Erik muss an die Front und Ruben fürchtet um seine Familie, denn er weiß was mit den Juden geschieht, sollten die Deutschen tatsächlich in Schweden einmarschieren. Seine ohnehin schon labile Frau Olga (Lena Nyhlén) versucht sogar sich und ihre Familie zu töten, indem sie ein Feuer in Wohnung legt, aus purer Verzweiflung, nicht in die Hände der Nazis zu geraten. Daraufhin schlägt Karin vor, dass Isak eine Weile bei ihnen wohnen kann, um sich von diesem Schock zu erholen.
Was die Jungs zunächst klasse finden, entwickelt sich jedoch für Simon auf Dauer zu einem Problem, denn Isak zeigt reges Interesse an Eriks Tischlerarbeiten und hilft tatkräftig mit, während Erik Simons schulischen Leistungen keine Beachtung schenkt. Mehr und mehr hat Simon das Gefühl, nicht in diese Familie zu passen.
Doch erst als der Krieg vorbei ist, erfährt er die Wahrheit: Erik und Karin sind nicht seine Eltern. Simon ging aus einer Affäre von Eriks Cousine Inga (Cecilia Nilsson) mit einem jüdischen Musiklehrer aus Deutschland hervor, von dem bis heute jede Spur fehlt. Um den Jungen in der angespannten, politischen Situation zu beschützen, sollte dies alles aber ein Geheimnis bleiben.
Doch Simon (Bill Skarsgård) kann diese Geheimniskrämerei nicht verzeihen. Er möchte seine wahren Wurzeln entdecken.
von Jolli
Jolli meint:
Ein wirklich dramatischer Film, mit sehr viel Gefühl. Im Gegensatz zu den sonst eher humorvollen Filmen, die wir von Jan Josef Liefers kennen, gibt es hier nicht besonders viel zu lachen. Trotzdem bleibt der Film von Anfang bis Schluss sehr ergreifend und gefühlsbetont.
Das Thema der Judenverfolgung wird dabei nicht so drastisch ausgeschlachtet, wie man es zunächst vermuten könnte, auch wenn Rubens Erzählung über das Kindheitstrauma seines Sohnes nicht nur durch Jans schauspielerische Leistung tief unter die Haut geht.
Jede der Figuren ist facettenreich und birgt ihr eigenes kleines Geheimnis. Es scheint niemanden in diesem Film zu geben, der nicht mit seinem Päckchen an Problemen zu kämpfen hat. Trotzdem wirkt nichts zu überspitzt, was nicht zu letzt an einer erstklassigen Besetzung liegt.
Auch das Thema des Films, nicht immer von den Menschen in seinem Umfeld verstanden zu werden, weil man anders ist, trifft sicher auch den heutigen Nerv der Zeit.
Für seine Rolle hat Jan extra ein paar Brocken Schwedisch gelernt und an seiner Aussprache gearbeitet, was wir natürlich leider in der synchronisierten Version nicht zu hören bekommen. Einen kleinen Eindruck bekommt man durch den schwedischen Trailer (den ich persönlich noch besser finde, als den deutschen).
Für diese Leistung erhielt er nicht umsonst den Schwedischen Filmpreis „Guldbagge“ als bester Nebendarsteller. Wer also anspruchsvolle Filme mag, in denen schauspielerische Leistung über technischen Effekten steht, für den ist „Simon“ wärmstens zu empfehlen.
Gabi meint:
Die Filmkritik von kino.de ist lesenswert, sie beschäftigt sich unter anderem mit der Symbolsprache und der Kameratechnik, zwei wichtigen Elementen, die die Atmosphäre des Films prägen.
Der Film ist weder überdramatisch noch trist, zurückhaltend, aber mitfühlend und ganz bestimmt nicht unterkühlt erzählt. Die teils sehr bewegenden Szenen wirken dadurch um so eindringlicher. Die Figuren bleiben im Gedächtnis: Simon, der im falschen Leben aufwächst und von seiner Familie nicht verstanden wird; Izaks Mutter, ohnehin labil, die von der Angst vor den Nazis in den psychischen Zusammenbruch getrieben wird; Iza, die Auschwitz überlebt hat, aber seelisch zerbrochen ist; Ruben, der die falsche Frau geheiratet hat, weil er die, die er eigentlich liebt, schützen wollte, und dessen Tragik es ist, dass sie noch leben könnte, wenn er seinem Herzen gefolgt wäre.
Jan Josef Liefers zeigt einmal mehr, dass er eine Rolle bis ins Detail überzeugend verkörpern kann. Hier ist seine Darstellung sehr subtil und nuanciert.
26. Juli 2012 um 15:35
So, endlich habe ich für Sonntag Karten reserviert, dann kann ich auch was dazu sagen :)