Das Traumpaar des Jahrhunderts,
die Schlampe und der Held,
tanzen mit großer Geste
auf dem Parkett der Welt.
Die feuerroten Haare
hat man ihr schwarz gemacht,
ich hab den blassen Schimmer
die wachsen wieder nach.
Sie schwebt verwirrt in Düften,
in Lichtern bunt und grell
und er versäuft in aller Ruh
die Mitgift und ihr Fell.
Und wenn es ihr zu eng wird
im sündhaft teuren Kleid,
sagt er: Sei still und schäm dich
für deine Vergangenheit.
…
Die Suppe ist dünn
und das Bett nicht sehr breit,
der Hunger kommt beim Essen
und die Liebe mit der Zeit.
Gabi meint:
Das Lied über das Traumpaar des Jahrhunderts beginnt sarkastisch-böse, endet mit einer Stimmung zwischen Sich-Abfinden und der Hoffnung auf eine vielleicht bessere Zukunft. Ein außergewöhnliches Stück, das sein Thema musikalisch perfekt umrahmt. Jans Interpretation ist auf den Punkt.
Jolli meint:
Eines meiner Lieblingslieder von dieser CD. Man braucht nicht immer laute Töne, um zu beeindrucken. Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Metapher begriffen habe, aber der Text ist auch ohne diesen Link auf viele Beziehungen anwendbar. Vieles wird manchmal zusammengebracht, was auf den ersten Blick völlig gegensätzlich wirkt. Vielleicht klappt dann das Zusammenspiel nicht auf Anhieb, aber am Ende ist das Resultat doch sehenswert.
In meiner Generation kennt man kein geteiltes Deutschland mehr und kann sich das wohl auch gar nicht vorstellen. Aber ich kann verstehen, wenn man bei der Wiedervereinigung nicht nur Euphorie, sondern auch ein kleinwenig Sorge empfunden hat. Auf gewisse Weise haben sich beide Seiten von einander entfremdet und nun musste man wieder eine gemeinsame Basis finden.
Egal was manche Nostalgiker oder Skeptiker heute sagen, so wie es ist, ist es gut.
Anne meint:
Ein Lied, bei dem ich auch erst nicht an einen geschichtlichen bzw. politischen Zusammenhang dachte. Ich habe tatsächlich zuerst an eine Beziehung zweier Menschen gedacht, die eher einer Zweckgemeinschaft gleicht und nicht auf dem Fundament der Liebe fußt. Die Person hat die Hoffnung, dass sich daraus Liebe entwickeln könnte, klingt jedoch nicht sehr überzeugt und etwas desillusioniert – das es hier um die deutsch –deutsche Vereinigung geht erscheint naheliegend. Ich kam jedoch erst darauf, nachdem ich mir das Original von Silly nochmal angehört hatte. Eine Band die Meister der grünen Elefanten war, und sich auch durch ihre wunderbaren metapherlastigen Texte auszeichnete, weswegen sie für die DDR – Zensur nicht angreifbar war.
29. Oktober 2014 um 11:31
@Anne – der Titel ist von 1993 – also nix mit DDR Zensur , Tamara wollte Ihren „Unmut“ über das neue System äußern , nicht mehr und nicht weniger ! Ulli