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Deutschland 1968: bei der Eskalation von Demonstrationen anlässlich des Staatsbesuches des Schah Mohammad Reza Pahlavi in West-Berlin wird der Student Benno Ohnesorg (Martin Glade) von einem Polizisten erschossen. Es ist der Auslöser für die Formierung eines neuen Widerstands, der auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, um sich gegen die Macht des Staates zu erheben. Als auch der Studentenführer Rudi Dutschke (Sebastian Blomberg), der sich offen gegen den Vietnam-Krieg ausgesprochen hat, auf offener Straße von einem Attentäter niedergeschossen wird, ist die Welle der Proteste praktisch nicht mehr zu kontrollieren.
Einer der Ziele ist der Axel-Springer-Verlag, der nach Meinung vieler eine falsche Berichterstattung publiziert. Ganz vorne mit dabei ist Ulrike Meinhof (Martina Gedeck), eine junge Journalistin, die zur Stimme der Studenten wird und ihre kritischen Artikel ungehemmt veröffentlicht. Dafür wird sie von einigen kritisiert, von den meisten jedoch sehr geachtet. Meinhof hat gerade eine Trennung von ihrem untreuen Mann hinter sich und sucht mit ihren beiden Töchtern nach einem neuen Leben. Das findet sie vorerst bei ihrem neuen Lebensgefährten, dem Journalist Peter Homann (Jan Josef Liefers), doch schon bald fühlt sie sich einer neuen Aufgabe verpflichtet.
Die aufrührerischen Studenten Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek), Andreas Baader (Moritz Bleibtreu) und Thorwald Proll (Johannes Suhm) werden nach einem Brandanschlag auf ein Kaufhaus festgenommen, doch wegen einer laufenden Revision nach ihrer ersten Verurteilung wieder auf freien Fuß gesetzt. In dieser Zeit macht Meinhof das erste Mal Bekanntschaft mit ihnen. Doch die drei müssen untertauchen, nachdem die Revision abgelehnt wurde, kehren aber schließlich wieder nach Berlin zurück, wo sie bei Meinhof und Homann unterkommen und beginnen eine Untergrundorganisation zu formieren, die auch mit Waffengewalt aktiven Widerstand leisten soll.
Meinhof bleibt zunächst außen vor und soll nur berichten. Dann wird Baader aber festgenommen, als er ein Auto stiehlt und zu schnell damit unterwegs ist. Bei der Befreiungsaktion, bei der mit äußerster Brutalität vorgegangen wird, fällt Meinhof eine folgenschwere Entscheidung. Statt so zu tun, als sei sie selbst von alldem überrascht, flüchtet sie mit den anderen und gerät so ebenfalls auf die Liste der Gesuchten. Sie entschließt sich, den Aufforderungen von Baader und Ensslin zu folgen: keine Kompromisse mehr; nur noch für die Sache leben und alle Brücken nach hinten abbrechen. Dies soll sogar für ihre Kinder gelten.
Die Gruppe reist nach Jordanien, um sich dort in einem Camp der Fatah ausbilden zu lassen. Obwohl mittlerweil ihr Exmann das Sorgerecht für die Kinder bekommen hat, lässt sie sie von Freunden in Sicherheit bringen und verstecken. Baader und seiner Kumpanen sind zu allem entschlossen, nur Homann bleibt skeptisch und beginnt sich von alldem zu distanzieren. Er ist der einzige, der noch nie an einer der Aktionen beteiligt war und er möchte in die Legalität zurückkehren, um sich um Meinhofs Kinder zu kümmern. Für dieses Verhalten wird er von den anderen als Verräter angesehen und sie versuchen sogar ihn zu töten. Nur knapp kommt er mit dem Leben davon.
Die anderen machen ihre Pläne zwischenzeitlich wahr. Sie gründen die Rote Armee Fraktion (RAF), die mit Waffen und Bomben ganz Deutschland mit Anschlägen auf Ziele in Atem hält, die irgendwie in Verbindung mit der Staatsgewalt stehen. Der BKA-Präsident Horst Herold (Bruno Ganz) und sein Team wenden alle ihre Möglichkeiten an, um die Leute festzunehmen, doch die Gruppe wächst.
Im Sommer 1972 gelingt dann der entscheidende Schlag: sie können die Führungsriege der RAF – darunter auch Baader, Ensslin und Meinhof – festnehmen und in Gefängnisse unterbringen. Mit Hungerstreiks versuchen die Häftlinge die Justiz unter Druck zu setzen, dabei stirbt Holger Meins (Stipe Erceg). So schnell gibt die Gruppe um Baader nicht auf, doch mehr und mehr scheint ihre Situation aussichtslos.
Doch der Staat täuscht sich, als er glaubt, die Gefahr damit gebannt zu haben. Längst hat sich eine zweite und dritte Generation der Terroristen gebildet, die noch zu weit brutaleren Mitteln greifen, als ihre Vorbilder.
von Jolli
Jolli meint:
Gleich vorneweg will ich nochmal dran erinnern, dass das eine ganz persönliche Meinung zu diesem Film ist und sicher nicht Allgemeingültigkeit besitzt. An sich ist dieser Film nämlich sehr gut. Es ist zunächst einmal erfreulich zu sehen, dass die Filmindustrie noch ein anderes Stück Deutsche Geschichte zu verfilmen weiß, als immer nur das Dritte Reich. Eine Handlung, die 10 Jahre umfasst, in 180 Minuten zu packen, war selbstverständlich schwierig, aber das ist den Machern hervorragend gelungen. Obwohl oft die Ereignisse sehr rasant aufeinander folgen, bleibt immer noch genug Zeit die einzelnen Figuren zu beleuchten und zu charakterisieren.
Die Besetzung ist top. Bekannte Namen wie Moritz Bleibtreu, Bruno Ganz und Heino Ferch (unter vielen weiteren) sind ebenso vertreten, wie talentierte neue Gesichter wie Nadja Uhl oder Johanna Wokalek, die nun die Gelegenheit bekommen, ihr Können unter Beweis zu stellen.
Für mich ist der einzige Minuspunkt, dass der Film einfach nicht meinen Geschmack trifft. Wer kein Blut sehen kann, der sollte sowieso die Finger davon lassen, denn an Brutalität und Blutvergießen mangelt es hier ganz bestimmt nicht. Die ständigen Schießereien und Bombenattentate bringen viel Action rein, sagen mit persönlich aber nicht zu. Sicher sollte es ein sehr klares Bild davon geben, zu welchen Mittel die RAF damals gegriffen hat. Das wird dem Zuschauer jedenfalls schnell vor Augen geführt. Trotzdem sind mir gefühlsbetontere Filme lieber.
Jan trägt mit seiner Rolle nur einen verhältnismäßig kleinen Teil zur Handlung bei (im zweiten Teil fehlt er völlig), was nicht heißt, dass sich diese Minuten nicht lohnen würden. Im Gegensatz zu vielen anderen Figuren ist Peter Homann kein überzeugter Kämpfer und Killer, sondern eigentlich genau das Gegenteil. Er möchte nur ein friedliches Leben mit Ulrike Meinhof und ihren Kindern führen und schlittert gegen seinen Willen in die ganze Sache rein. Die Gruppe nach Jordanien zu begleiten, tut er eigentlich nur ihr zuliebe und weil er fürchtet, bereits auf der Liste der Gesuchten zu stehen (ich persönlich mochte die Szene mit der Schlägerei, auch wenn Jan am Ende den Kürzeren zieht). Dass er dann, als er sich von alldem distanziert, von den anderen gnadenlos gejagt wird, macht ihn eigentlich schon zu einer tragischen Figur, auch wenn er ihnen entkommt und sich später trotz allem um Meinhofs Kinder kümmert.
Insgesamt würde ich den Film weiterempfehlen, auch wenn er sicher Geschmackssache ist. Es lohnt sich, damit ein Stück Deutsche Geschichte einmal besser kennenzulernen. Doch wer sich den Film nur wegen Jan anschauen möchte, der sollte nicht allzu viele lohnenswerte Minuten erwarten.
22. Juli 2012 um 16:14
Ich habe mir den Film aufgezeichnet, aber noch nicht gesehen. Da ich die Zeit bewußt miterlebt habe, bin ich gespannt, wie das heute auf mich wirkt – eine Kommentierung von mir kommt auf jeden Fall.
4. Mai 2016 um 14:41
Muss den Film unbedingt aufnehmen. Jan Filme sind eh die Besten ! =)