Jan Josef Liefers

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Jan Josef Liefers & Oblivion in Dortmund, 6.12.2012

14 Kommentare

DortmundNach dem ‚Soundtrack meiner Kindheit‘ – Abend im Mai in Stuttgart stand für mich fest, dass ich das unbedingt noch mal sehen möchte, falls sich die Gelegenheit ergibt, und so habe ich mir gleich im Juni Karten für Dortmund gesichert. Gestern war es dann endlich so weit. Mein Mann hat mich wieder begleitet, außerdem war ich mit Kathrin und Judith verabredet, es war sozusagen ein Mini-Fantreffen.

Ich hatte vorher schon gelesen, dass an diesem Abend auch Teile des neuen Programms vorgestellt werden sollten, und war sehr gespannt darauf.Tatsächlich wurden sechs ‚alte‘ und sechs neue Titel gespielt. Schon der Anfang war nicht das erwartete ‚Türen öffnen sich zur Stadt‘, sondern ein neues Stück, ebenfalls recht soundgewaltig. Leider war wegen der schlechten Akustik der Text kaum zu verstehen. Gleich zu Beginn passierte übrigens ein Mißgeschick: Jan wollte für seinen Gesangseinsatz zum Mikrophon greifen, aber da war keines. Die Band überbrückte das nahtlos mit einem improvisierten Instrumentalteil – wer weiter weg saß oder ganz oben auf der Empore, hat es vielleicht nicht einmal mitbekommen. Man sieht/hört eben, dass hier Profis am Start sind.

Im weiteren Verlauf gab es dann eine gekürzte Version des alten Programms, dazwischen die neuen Titel. Die Auswahl der ‚Ost‘-Titel gefiel mir gut, sie war repräsentativ und jedes Lied hatte eine Bedeutung: ‚Als ich wie ein Vogel war‘ steht für das Werk der Renft-Combo, die unter Auftrittsverbot zu leiden hatte; ‚Mein Herz soll ein Wasser sein‘ und ‚Leb deinen Traum‘ von Lift sind ebenfalls Beispiele für die lyrischen Texte, die teils aus der Notwendigkeit entstanden, der Zensur keine Angriffsfläche zu bieten; ‚Schlohweißer Tag‘ von Silly, aus den 80ern, ist ein aufregendes Stück, nicht so ’schön‘ wie die anderen, bitter, resigniert, wie es der Entstehungszeit entspricht. Sillys ‚Wo bist du‘ gab es als Zugabe, seit Inas Nacht sicher eines der bekanntesten Stücke. Und natürlich durfte ‚Und ich liebe dich‘ von Karat nicht fehlen, bei dem Jan ein katholisches Mädchen auf die Bühne holte – in diesem Fall war Judith die Glückliche. Sie wurde später auch noch interviewt. Hier ein Ausschnitt aus dem Radiobeitrag  von Lisa Bühren Lisa_Bühren-Jan_Josef_Liefers auf Radio 91,2.

Die Titel der Stücke neuen Programms sind mir noch nicht bekannt; die Stücke sind melodiös und rockig, die Texte eigenwillig  (Der Garten meiner Liebe ist ein Rübenbeet?? Die Akustik war echt miserabel), und alle auf deutsch. Ich hoffe sehr auf eine baldige CD-Veröffentlichung. Nett wäre natürlich auch, wenn der Künstler sein Schweigen endlich bräche :)

Soweit der Ablauf. Wer jetzt meint, zwölf Lieder seien für ein zweieinhalbstündiges Programm nicht gerade viel: Jans Geschichten aus seiner Jugend, die O-Ton-Aufnahmen von Ulbricht, Honecker, Karl-Eduard von Schnitzler und weiteren nehmen auf sehr unterhaltsame Weise ebenfalls viel Raum ein. Wer für ein reines Konzert gekommen war, wurde möglicherweise enttäuscht, aber das ist wohl die Minderheit.

Insgesamt bin ich in den Abend nicht so ‚eingetaucht‘ wie beim ersten Mal. Das hat verschiedene Gründe: Ich wusste schon in etwa, was mich erwartet, das spielte sicher eine Rolle. Durch die Mischung alter und neuer Programmteile war der Abend nicht so rund und durchkomponiert, bei der im Mai aufgeführten Fassung bildete das Gesamtpaket aus Musik, Schauspiel, Conférence eine Einheit, die jetzt zwangsläufig aufgebrochen wurde. Das heißt nicht, es hätte mir nicht gefallen, im Gegenteil! Dennoch fehlte ein wenig von dem Zauber, den der erste Abend für mich hatte. Teilweise mag es auch am doch sehr gesetzten Publikum gelegen haben, das nicht so richtig mitging. Dafür war Jan diesmal besser bei Stimme, fand ich.

Ich würde jederzeit noch mal hingehen. Am liebsten morgen :) Görlitz ist nur zu weit weg und so weit ich weiß ohnehin ausverkauft. So bleibt mir nur, hier nochmals den Wunsch nach einer DVD-Veröffentlichung des Programms zu äußern. Dieser einmalige, kritische, unterhaltsame, nachdenkliche und musikalisch hervorragende Blick auf eine vergangene Zeit darf nicht mangels Dokumentation in Vergessenheit geraten.

14 Kommentare zu “Jan Josef Liefers & Oblivion in Dortmund, 6.12.2012

  1. Ich bin ja für „Mein Garten der Liebe ist ein Grünbeet“. :-) Aber schön geschrieben über das Konzert.

  2. Wie kann ich mir denn den Radiobeitrag anhören? Funktioniert bei mir nicht. Gut geschrieben, der Text!

  3. ROFL! Literally!

    „Der Garten meiner Liebe ist ein Rübenbeet“

    Den Satz kann ich voll und ganz unterschreiben. Ist das ein biographisches Stück über mich? Nix als Wurzen. X-DDD

    • Ich muss mich in die neuen Sachen erstmal einhören, wenn sie denn dann erhältlich sein werden. Im Moment kann ich nicht mal die Musikrichtung so ganz einordnen.

    • Und nu? Ist ROFL alles, was dir dazu einfällt? ;)

      • Wie meinst du das? Angesichts der Erklärung von Jan? Ich muss gestehen, die hat mir nicht wirklich weitergeholfen, weil für meine Ohren das Rübenbeet noch immer extrem witzig klingt.
        Vielleicht erliege ich da gerade wieder einem Deutsch-österreichischen Missverständnis. „Rüben“ sind bei uns eher mild abschätzige Bezeichnungen, wenn ich also sage, mein Garten der Liebe sei ein Rübenbeet, dann bedeutet das so viel wie „Ich bin im Leben echt nur an Vollpfosten kleben geblieben“. Nur eben poetischer formuliert. ;-)

        • Ganz so ist der Text wohl nicht gemeint, das Beet scheint allerdings schon ziemlich verwahrlost zu sein ;) Mein Gedächtnis für Texte ist leider nicht mehr ganz auf der Höhe. – Ansonsten: Ich war nur fishing for compliments :)

          • Oh. Das hast du gut rausgehört! ;-)

            So ganz allein scheine ich mit der Verwunderung über das Rübenbeet aber nicht dazustehen, immerhin löste es doch einige Verwirrung aus. Und jetzt muss ich auch noch ständig an Monty Pythons „Life of Brian“ und die „Rübennase“ denken. X-D

  4. Das hast du toll dargestellt. Schade, dass ich nicht dabei sein konnte. Ich bin nun auch eine alte Häsin, was den „Soundtrack“ angeht, aber die neuen Titel hätten mich brennend interessiert. So werde ich mich wohl oder übel (wenn sich vorher nichts anderes ergibt) bis zum Juni in Sondershausen gedulden müssen.

    Du beschreibst treffend die Langweiler, die zwangsläufig immer irgendwo unter den Zuschauern sind. Ähnliche Erfahrungen musste ich in Duderstadt im Oktober 2011 machen. Für einen Teil der Besucher wäre wohl ein Ticket für eine Volksmusikveranstaltung besser gewesen. ;-)

  5. Sehr schön geschrieben! Chapeau!
    Ich teile den Wunsch nach einer DVD und freue mich schon jetzt auf die neue CD.

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