Inhalt:
Das Wirtshaus ist rappelvoll. Zwischen Kerzenschein und Bierkrügen erzählt der weit bekannte Baron Karl-Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen (Jan Josef Liefers) von seinen Abenteuern am Hof der Zarin Katharina (Katja Riemann) in St. Petersburg. Gebannt lauschen die Menschen seinen Worten, wie er allein das Osmanische Heer in die Flucht schlug, indem er die Belagerung mit Hilfe einer Kanonenkugel durchbrach, auf der er durch die Lüfte ritt.
Unter den Anwesenden ist auch Constanze von Hellberg (Jessica Schwarz), die ihm kein Wort glaubt und Münchhausen vor aller Augen bloßzustellen versucht. Aber das ist nicht das einzige Problem, mit dem sich der Baron herumschlagen muss. Nicht nur, dass er feststellen muss, dass er keinen Taler mehr in der Tasche hat, um das ganze Bier zu bezahlen, es taucht auch noch unverhofft ein kleines Mädchen auf, das behauptet seine Tochter zu sein.
Münchhausen glaubt Frieda (Helen & Isabelle Ottmann) kein Wort, doch das Mädchen bleibt hartnäckig, und als sie ihm auch noch hilft, dem wütenden Wirt zu entkommen, der sein Geld fordert, kommt er zu dem Schluss, dass er erst dann wieder seine Ruhe findet, wenn er Frieda zu ihrer Mutter zurückgebracht hat. Natürlich darf Frieda davon nichts erfahren, deshalb behauptet er ihr gegenüber, dass sie zum Mond reisen würden. Stattdessen aber lautet das Ziel St. Petersburg.
Unterwegs begegnen sie auch wieder Constanze von Hellberg, die dasselbe Ziel hat, denn sie möchte sich dort mit ihrem Verlobten treffen. Münchhausen versucht auch bei ihr seinen berüchtigten Charme spielen zu lassen, aber so recht will die gewiefte Constanze nicht anbeißen. Doch sie schließt sich ihnen an, denn – so betont sie – jemand muss sich ja um das Kind kümmern.
Eine abenteuerliche Reise beginnt, auf der sie sich gegen Piraten behaupten müssen und auf der Frieda und Münchhausen sogar auf dem Mond landen, um dort dem alten Mann im Mond zu begegnen, der die Sternschnuppen an den Himmel wirft.
Auch als die beiden wieder auf die Erde zurückkehren, glaubt Münchhausen nach wie vor nicht, dass er wirklich Friedas Vater ist, aber er fängt an, das kleine Mädchen wirklich gern zu haben. Er ahnt nicht, dass Friedas Mutter in Wahrheit längst tot ist und er sich daher wohl bald seiner väterlichen Verantwortung stellen muss. Freiheit und Abenteuer sind für ihn das höchste Gut.
Das weiß auch die Zarin, die extrem eifersüchtig auf das Gör ist, das ihr ihren geliebten Baron wegnehmen will. Durch eine List konfrontiert sie Münchhausen mit der Wahrheit, worauf er Frieda fortschickt.
Doch schon am nächsten Morgen bereut er, was er getan hat, und möchte das Mädchen wieder finden. Dafür muss er sich aber wieder einer Herausforderung stellen: Frieda wurde nämlich an den Hof des Sultans (Tayfun Bademsoy )als Sklavin verkauft. Zusammen mit Constanze und seinen beiden Freunden Hermes (Lars Rudolph)und Vladimor (Gennadi Vengerov) macht sich Münchhausen auf, um seine Tochter zu befreien.
von Jolli
Jolli meint:
Selten so gelacht! Es ist lange her, seit mir meine Mama die wilden Geschichten des Baron Münchhausen vorgelesen hat, aber zwei Bilder hatte ich noch sehr deutlich im Kopf: der Ritt auf der Kanonenkugel und wie sich der Baron am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen hat. Dementsprechend gespannt war ich auf die Umsetzung.
Vieles, was ich zur Aussage des Films zu sagen habe, steht bereits hier. Ich will also nicht alles wiederholen. Das Lob über Schauplätze und Kostüme, das man hin und wieder gelesen hat, war meiner Meinung nach vollkommen berechtigt. Ich liebe Fantasy-Filme unter anderem genau deswegen. Wenn man vorher das Making-of gesehen hat, musste man natürlich hin und wieder schmunzeln, weil man sehr genau wusste, woher der Putz von der Decke bröckelte oder man konnte den Atemhauch in einigen Szenen deutlich erkennen.
Natürlich hätte der Film zur Primetime niemals bestehen können. Dafür war er aber ganz einfach auch nicht ausgelegt. Ich habe mich einfach überraschen lassen und musste immer wieder über die absurden Ereignisse lachen. Erst hält man es noch für einen verrückten Witz, wenn es um eine Reise zum Mond geht und schon eine viertel Stunde später verschlägt es die Hauptfiguren genau dorthin. Logisch ist das ganz sicher nicht, aber durchaus amüsant.
Da ich die alte Verfilmung nicht kenne, habe ich auch keinen Vergleich, aber mir hat die Rahmenhandlung eigentlich sehr gut gefallen. Warum nicht mal den großen Abenteurer vor seine größte Herausforderung stellen: die Verantwortung für ein Kind?
Es gab zwar nur einen sehr kleinen Spannungsbogen, dafür aber immer wieder kleine Geschichten, die das ganze sehr kurzweilig gestalteten.
Der zweite Teil gefiel mir eigentlich noch besser als der erste. Die Szene, als Münchhausen Frieda fortschickt, ist dramatisch, die Befreiungsaktion dafür wieder umso lustiger. Fatima war einfach klasse! Dagegen fand ich die Rolle von Aydin nur nebensächlich, auch wenn die anderen dank seiner Idee zum Schluss fliehen können.
Überhaupt gab es zum Schluss ein paar Kleinigkeiten, die selbst mit großer Fantasie noch unlogisch erscheinen. Damit meine ich nicht nur, dass Hermes für den Weg nach Russland trotz seiner Schnelligkeit weitaus länger brauchte, als für den Rückweg. Ein gewaltiges Plotloch liegt vielmehr in der Festnahme des Beraters der Zarin, der Münchhausen angeblich ermordet haben soll, wo sie doch mit eigenen Augen mitangesehen hat, wie sich der Baron selbst erstochen hat (oder zumindest so getan hat).
Der Film wäre nicht, was er ist ohne seine Darsteller. Münchhausen ist nicht „Professor Karl-Friedrich Boerne im Quadrat“ (Zitat FAZ), auch wenn die beiden Figuren durchaus das elitäre Auftreten gemeinsam haben. Natürlich ist eine gewisse Ähnlichkeit zu Jack Sparrow nicht abzustreiten, das gebe ich ehrlich zu. Auch die Titelmelodie hat mich sehr an Fluch der Karibik erinnert. Für mich ist das kein Minuspunkt, ganz im Gegenteil.
Es sind oft die kleinen Details in Gestik und Mimik, aus denen Jan Josef Liefers den Lügenbaron zu einem unverwechselbaren Charakter machen: verrückt, furchtlos, charmant und liebenswürdig. Besonders als er Frieda immer mehr ins Herz schließt.
Aber auch die anderen Darsteller sind spitze. Katja Riemann als durchtriebene Zarin Katharina, die freche Jessica Schwarz als Constanze (sie hätte von mir aus durchaus noch einen Tick frecher sein können, um Münchhausen ordentlich kontra zu geben), und natürlich die Zwillinge Helen und Isabelle Ottmann, die sich die Rolle der Frieda geteilt haben.
Gabi meint:
Mir hat der Zweiteiler insgesamt gefallen, trotz einiger Schwächen. Dabei stören mich weniger die nicht von der Hand zu weisenden Ähnlichkeiten zu ‚Fluch der Karibik‘; die Filmmusik mag ich sowieso sehr, auch in der ‚entlehnten‘ Variante ist sie schmissig, und die Darstellung hat zwar zweifellos etwas von Jack Sparrow, ist aber für mein Empfinden deutlich zurückhaltender. Kostüm und Maske hätten sich etwas mehr von Jack unterscheiden dürfen; ich kenne PotC nur ausschnittweise, habe mir aber sagen lassen, dass einige Sequenzen und Kampfszenen doch sehr davon inspiriert waren. Mag sein. Ich fand den Baron eigenständig genug, um trotzdem zu bestehen. Eine Ähnlichkeit zu Boerne sehe ich allenfalls ganz oberflächlich. Wer Boerne kennt, könnte ihn niemals mit irgend jemandem vergleichen, der ist einfach ein Unikat. Der Baron mag einige Gesten mit ihm gemeinsam haben, mehr aber auch nicht.
Den ersten Teil fand ich besser, kindlicher, märchenhafter, meine Lieblingsepisode ist die auf dem Mond, weil sie so ganz und gar absurd ist und dadurch am meisten die reine Märchenhaftigkeit repräsentiert. Niemand fragt danach, wovon der alte Mann im Mond wohl lebt, es ist ja doch eher karg da. Es ist ein Märchen, da ist alles möglich, Punkt. Hier liegt auch der Unterscheid zur Fantasy, die oft mit pseudologischen Elementen wie Magie arbeitet, um eine in sich stimmige Welt zu erschaffen. Hier wurde das gar nicht erst versucht.
Als großer Fan des Hans-Albers-Films war ich auch auf die Unterschiede gespannt. Einige Szenen waren sehr ähnlich, wie die Geschichte mit dem Läufer und dem Tokaier. Aber außer ein paar Handlungselementen haben die beiden Versionen wenig miteinander zu tun, obwohl sich beide mit der Frage des Verantwortungsbewußtseins auseinandersetzen. Bei Albers ist Münchhausen unsterblich und sieht, wie die Menschen um ihn herum altern, bis er sich schließlich aus freien Stücken aus Liebe zu seiner Frau für die Sterblichkeit entscheidet; es ist ein Film für Erwachsene, die Dialoge, die philosophischen Fragestellungen, die er aufwirft, sind nicht an Kinder gerichtet . In der vorliegenden Fassung ist Münchhausen ein normaler Mann in einer märchenhaften Welt, ein Hallodri, der sich mit Pfiffigkeit und Wortgewandtheit durchs Leben schlägt, bis ihn die Liebe zu einem Kind lehrt, für andere da zu sein.
Was mir weniger zusagte waren die Slapstick-Elemente, die ganze Harems-Verkleidungs-Geschichte, für meinen Geschmack nahm das zu viel Raum ein und paßte auch nicht so ganz zum Rest. Überhaupt schien mir, der Film konnte sich nicht hundertprozentig entscheiden, was er denn nun sein wollte, und das trübte das Vergnügen ein wenig,
Dagegen waren die Darsteller durchweg gut, rein von Berufs wegen hat mich Constanzes Verlobter sehr amüsiert, ich fürchte, gelegentlich doziere ich ähnlich leuchtenden Auges über Abschreibungsmethoden ;). Der Berater der Zarin: ein intriganter Schurke wie aus dem Buch, der einfältig-böse Sultan, der starke Vladimor, der misanthropische Mann im Mond: alles Figuren, denen man mit Vergnügen zuschaut. Katja Riemanns Vorstellung als Zarin gefiel mir gut, und die Zwillinge als Frieda waren eine Entdeckung.
Wie es sich im Märchen gehört, waren die Guten von den Bösen klar zu unterscheiden. Der Baron ist eine rundum sympathische Figur, mit der man gerne mitfiebert.
Links:
- Fanseitenartikel: Jan Josef Liefers gewinnt den 10. Quotenmeter-Fernsehpreis
- Fanseitenartikel: Münchhausen für den Kids-Emmy nominiert
- Fanseitenartikel: Münchhausen, das Kind in uns
- Seite: ARD-Sonderseite
- Nominierung: International Emmy Awards
- Artikel: “Mit einem Tausendsassa zum Mond” in der Stuttgarter Zeitung
- Artikel: Interview mit Jan Josef Liefers auf Focus.de
- Artikel: “Wahr ist das gut Erzählte” im FAZ Feuilleton
- Artikel: “Der Balkenbieger” im Tagesspiegel
- Artikel: Interview mit Jan Josef Liefers in der WAZ
- Artikel: “Eitel, schlitzohrig, gewieft” in der WAZ
- Artikel: „Jan Josef Liefers überzeugt im großen TV-Zweiteiler als torkelnder Lügenbaron“ (Quotenmeter)
- Fotos: Premiere in Ludwigsburg
- Video: Dreharbeiten und Interview mit Jan Josef Liefers und Jessica Schwarz
27. Dezember 2012 um 15:09
Ich selber habe den ersten Teil weit mehr genossen als den zweiten; ich hatte bis gestern Abend auch den festen Entschluss gefasst, den Zweiteiler in vier Häppchen mit meinen beiden Kindern anzusehen.
Aber nach dieser ganzen Haremssache habe ich mich dagegen entschieden und werde das erst noch ein Weilchen ruhen lassen. Ich will meiner Großen nämlich noch nicht erklären, was es bedeutet, ‚keine Frau für eine Nacht‘ zu sein, aber ich weiß genau, dass so eine Frage kommen wird; einfach, weil sie sich wundern wird, warum genau die beiden sich da so durch das Schlafgemach jagen. Eben, weil sich dieser Teil auch zieht, wie Kaugummi.
Ich sehe das wie Gabi, der Verkleidungsstrang sagte mir nicht sonderlich zu. Ebenso ist mir in der gleichen Sekunde das bitter aufgestoßen, was du da sagst: dass dieser schleimige (Grima-Wormtongue extrem ähnliche) Berater der Zarin dann zum Schluss aufgrund des Briefes als Mörder verhaftet wird, das passt alles nicht.
Dann hätte wenigstens erwähnt werden müssen, dass Münchhausens Selbstmord nur gespielt und der Bösewicht die Falle mit dem Treibsand ausgetüftelt hat.
Aber naja, insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt und auch viel gelacht, keine Frage.
27. Dezember 2016 um 15:02
Habe ich mir gestern Abend mal angeschaut. Ich würde mich Gabis Meinung fast komplett anschließen, wobei ich die Kritik absolut verstehen kann, dass sich zu sehr an POTC angelehnt wurde, bzw. Liefers zu sehr bei Johnny Depp abgekupfert hätte. Ich bin der Meinung, dass es ein Fehler war, denn einen Johnny Depp kann man nicht kopieren. Da hätte ich mir ein wenig mehr Eigenständigkeit gewünscht. Ansonsten aber absolut sehenswert.
22. März 2018 um 11:35
Herzlichen Dank an Euch für den Hinweis, dass es Anfang April wieder im Fernsehen gezeigt wird. Glücklicherweise bin ich ein Frühaufsteher und werde mir beide Folgen mit einem leckeren Frühstück anschauen.
Es ist sicherlich keine Sternstunde des deutschen Fernsehens, aber ein, wie ich finde, wunderschöner Märchenfilm. Ich schließe mich Euch an. Mir hat der erste Teil deutlich besser gefallen. Die Sequenzen, wo für erwachsene, Menschen, die leider ihre Kindlichkeit verloren haben, vieles irreal und vielleicht naiv ist, waren genau meins. Ich habe mich in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt. Es war einfach schön. Natürlich waren einige Szenen viel zu langatmig und Lückenfüller. Ein paar Minuten weniger hätten dem Film schon gut getan, wobei man darüber auch gerne hinwegsehen darf und kann. Selbstverständlich gibt es auch die eine oder andere Ungereimtheit, aber das trübt das Gesamtbild dieses wunderschönen Märchens nicht.
Ich habe Hans Albers als Münchhausen unzählige Male gesehen. Damit möchte ich diese Version nicht vergleichen. Muss man auch nicht.
Nun zu der häufig aufgekommen Kritik bezüglich Jack Sparrow und Fluch der Karibik. Bevor ich mir dieses wunderschöne Märchen angeschaut habe, habe ich beim Googlen (nach etwas ganz anderem) einen Bericht in einem Blättchen (Altöttinger Wochenblatt ……….) gefunden, den ich schon sehr arg negativ fand. Wobei ich glaube, dass der Journalist sehr voreingenommen war und JJL nicht leiden kann. Er schrieb u.a. das hier:
„Was haben die Stars über den Film verraten? Jan Josef Liefers schwärmte von seiner Rolle, die nach Sichtung eines 7-Minuten-Zusammenschnitts erster Szenen doch sehr an Johnny Depps Verkörperung des Jack Sparrow erinnert – nur mit der Steifheit eines Liefers gespielt. Liefers gab auch auf Nachfrage zu, ein großer Fan der Fluch-der-Karibik-Reihe zu sein.“
Solche Wertungen finde ich sehr unfair. Die Kritik, dass bei Fluch der Karibik geklaut wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Natürlich, ganz ohne Frage, gab es Elemente, die sehr an Jack Sparrow erinnerten. Warum sollte das negativ sein? Die Figuren haben ähnlich Grundzüge. Das es dort Überschneidungen gibt, ist selbstverständlich und dass Elemente aus berühmten Filmen übernommen werden auch. Nichts daran ist falsch. Jeder hat Schauspieler hat seine Persönlichkeit, die er in eine Rolle mit einbringt und das macht auch (wie ich finde ganz besonders) JJL aus. Ich bin froh, dass ich kritisch genug bin mir von solch subjektiv negativen Beurteilungen die Neugier, die Freude an einem Film nicht nehmen lasse, sondern mir selbst eine Meinung bilde.
Meine Empfehlung, ganz klar, NICHT VERPASSEN.