Es hat sich ausgenascht! Kaum hat das neue Jahr begonnen, geht eine Welle der Entrüstung durch die Fangemeinde: Ferrero kündigt den Werbevertrag mit Jan Josef Liefers, weil dem Schokoladenproduzenten dessen soziales Engagement nicht passt. Und als ob der Abschuss von der goldenen Kugel nicht schon genug wäre, setzt ihn auch noch ONE vor die Tür, weil jemand, der für Kinder(arbeits)-Schokolade wirbt, nicht glaubhaft wäre.
Doch die heiße Luft strömt ins Leere. Es ist unnötig einen aufgebrachten Anruf bei „Ferrero-Sprecher Raffaello Giotto“ zu tätigen, oder sich bei der „Hamburger Werbeagentur Zum röhrenden Hirschen“ zu beschweren. Auch auf die Entschädigung für angefutterte Schokoladenkilo wird man wohl vergeblich warten, denn: der Artikel ist nichts weiter als gut durchdachte Satire!
Frei nach den Grundsätzen „Warum sachlich, wenn es persönlich geht. Warum recherchieren, wenn man schreiben kann. Warum beweisen, wenn man behaupten kann.“ (Zitat!) hat „Die Wahrheit“, die Satire-Seite der TAZ, den Fans zu Recht einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Wer nur mit einem Auge hingesehen hat, hat sich schnell von diesem Empörungs-Tsunami aufs Glatteis spülen lassen, dabei hat diese Parodie so viel Hand und Fuß, wie ein Gliedmaßen-amputierter BILD-Artikel.
Und wieder erkennen wir, wie schnell wir uns von der Darstellung der Medien beeinflussen lassen und wie gering der wahrheitsgemäße Kern einer Geschichte erscheint, wenn sie nur unsere Sensationsgier befriedigt. Hut ab vor den Journalisten der „Wahrheit“, die uns genau das vor Augen geführt haben und all jenen Klatschblättern einen Spiegel vorhalten, die ihre Behauptungen unter dem Deckmantel der Seriosität verstecken.
2. Januar 2013 um 15:34
Gut und schnell getippt, Jolli! ;-) Es breitet sich tatsächlich aus wie ein Lauffeuer und viele wettern gleich ohne den Wahrheitsgehalt dieses Artikels in Frage zu stellen. Ja, ja die Macht der Medien…
2. Januar 2013 um 15:42
Ich musste es auch zweimal lesen, weil man denkt, wenn es die TAZ schreibt, muss doch was dran sein ;-) Wenn man aber merkt, was der Artikel wirklich beabsichtigt, ist er wirklich gut und sehr amüsant geschrieben. Vielen Dank für dein Feedback!
2. Januar 2013 um 19:48
Habe es auch geglaubt und das macht mich doch etwas nachdenklich… :-)
2. Januar 2013 um 19:52
Wie war das doch mit der Selbsteinsicht? ;-) Dann hat ja dieser Artikel doch wenigstens etwas bewirkt.
2. Januar 2013 um 15:52
LOOL! Also, den Artikel find ich ja mal grenzgenial. Ich muss aber schon dazusagen, als Ösi weiß ich nicht, das die Wahrheit-Kolumne der TAZ ein Bereich für Satire ist. Allerdings wäre mir spätestens bei dem Satz „Wer die Organisation ’One‘ unterstützt, die gegen Armut und Kinderarbeit eintritt, der steht konträr zu unseren unternehmerischen Ansätzen und ist somit als Testimonial ungeeignet“ etwas spanisch vorgekommen. ;-)
Na, denn werden wir mal die erbosten Kommentatoren auf Jans Seite aufklären, nicht?
2. Januar 2013 um 15:57
Das war mir ehrlich gesagt auch bisher unbekannt. Wäre dieser Artikel am 1. April erschienen, hätten es viele wohl schneller durchschaut ;-)
2. Januar 2013 um 16:16
Der TAZ wäre so ein Artikel auch durchaus in allem Ernst zuzutrauen. Ich dachte zuerst nicht an Satire, sondern an einen gezielten Versuch, Jan mit Dreck zu bewerfen (und selbst bei Satire: etwas bleibt immer hängen…). Da aber weder Bild noch Spon die Meldung verbreiteten, war relativ schnell klar, dass das nicht echt sein kann. ;)
2. Januar 2013 um 16:35
Doppelte Ironie wäre jetzt, wenn aufgrund des Satire-Artikels der Vertrag gekündigt würde.
Aber gut – die Toyota-Werbung ist mir ohnehin viel sympathischer. Was mich aber ein wenig erschreckt ist, dass sich Leute tatsächlich wegen dieser Werbung diese Schokokugeln kaufen. Jedenfalls kann man anhand diverser Kommentare auf FB davon ausgehen.
Haltet mich für naiv, aber ich hatte immer angenommen, dass jeder dieses Konzept durchschaut und keiner annimmt, der Werbeträger würde das Zeug (was auch immer es sei) tatsächlich privat konsumieren. :-/
2. Januar 2013 um 17:28
Ich finde, es gibt echt bessere Schokolade als Rocher *schulterzuck* Klar, man identifiziert manche Produkte schon mit dem Gesicht, das dafür Werbung macht, trotzdem sollte man gesunden Menschenverstand walten lassen. In den USA wäre eine solche Klage, wie sie in diesem Artikel erfunden wurde, aber sicher denkbar.
2. Januar 2013 um 18:09
der artikel tut genau das, was er soll: eine diskussion darüber entfachen, ob es eigentlich tatsächlich egal ist, für was man wirbt, wenn die kohle stimmt. darum ist der artikel gut. wer als prominenter solch einen fehler begeht, muss auch seine höchstpersönliche rübe dafür hinhalten, bitteschön.
2. Januar 2013 um 18:30
Ich denke auch, dass damit ein Stein ins Rollen gebracht wurde. Es ist ein Thema, über das wir uns alle Gedanken machen sollten, auch als Konsumenten. Allerdings ist die Aussage dieses Artikels auch, dass wir gerne für unsere Verantwortung über Entscheidungen andere vorschieben, in diesem Fall berühmte Werbeträger. Deshalb denke ich, dass es uns nicht zusteht, ein Urteil zu fällen, bevor wir uns über unser eigenes Verhalten Gedanken machen.
2. Januar 2013 um 18:12
Ja, ich gestehe, ich bin drauf reingefallen…;)…aber dem Grundzynismus des besagten Unternehmens hätte es auch durchaus entsprochen. Nur so deutlich geSAGT hätten sie es dann wohl doch nicht. ;)
2. Januar 2013 um 18:23
Hi Eden, Das ist ja nett, dass du uns auch gefunden hast :)
2. Januar 2013 um 18:33
Ja, vermutlich ist das so. Gerade deshalb ist der Artikel ja auch so amüsant.
2. Januar 2013 um 20:40
Hat sich eigentlich Jan schon mal dazu geäußert?
Ich weiß, ich spiele jetzt wieder Advocatus diaboli… aber ihr werdet wohl auch bemerkt haben, dass ihn da eine Userin auf seiner Seite ständig mit Links zu Dokus darauf aufmerksam zu machen sucht, dass Ferrero Dreck am Stecken hat. Mir persönlich war das nichts Neues, Jan scheint es aber nicht so wirklich gerne hören zu wollen, denn er fragt dann doch immer wieder von vorne nach, ob es dafür Beweise gebe, geht dann aber nicht weiter darauf ein.
Beweise hab ich selbst keine, ich bin auch nur so ein Schaf, das dem Informationsleithammel hinterher rennt. Aber ich glaube mich zu erinnern, die Information darüber in einem der zahlreichen Dokufilme wie „We feed the world“ erhalten zu haben. Irgendwann müsste er sich also wohl wirklich mal darüber informieren.
Wobei ich gleich dazu sagen will, dass ich über niemanden den Stab breche, denn der Verzehr meines letzten Ferrero-Produktes ist sicher noch nicht so lange her. Und ob es nun Ferrero oder sonst ein großer Schoko-Hersteller ist, ist eigentlich wurscht, sie kaufen ja doch alle billig (i.e. UNfair Trade) ein. Ich hab mir zwar angewöhnt, mich schokolademäßig größtenteils nach dem FT-Siegel zu orientieren (ist praktisch, da teurer, ergo frisst man weniger von dem Zeug ;-), aber wer beweist mir denn, ob DAS stimmt?
Ihr dürft mich jetzt schlagen.
3. Januar 2013 um 11:29
Bis auf den Hinweis zur Dokumentation ist es bisher ruhig, was ich aber durchaus nachvollziehbar finde. Es ist trotz allem unnötig Öl ins Feuer zu giessen. Wir bedenken alle nicht die Konsequenzen, die eine falsche Reaktion auslösen könnte, wenn man an einen bestehenden Vertrag gebunden ist. Daher bezweifel ich, dass uns ein Urteil zu seiner zurückhaltenden Reaktion zusteht.
Ich glaube auch, dass es schwieriger wird, ein Unternehmen zu finden, das nicht irgendwo eine Leiche im Keller hat, als umgekehrt. Ob Kinderarbeit, Umweltverschmutzung, Tierquälerei, irgendwas ist immer…
Es ist nicht nur eine Sache, ob man sich über die Produkte informiert oder dem Herdentrieb folgt, sondern, ob man die finanziellen Mittel hat, immer nur nach moralischen Grundsätzen einzukaufen. Jemand, der sehen muss, wie er jeden Monat über die Runden kommt, kann sich eben nicht das teure Bio- oder FairTrade-Produkt leisten.
Wie du bereits gesagt hast, ist es noch eine grössere Frechheit, wenn man mehr Geld für etwas ausgibt, von dem man glaubt, es wäre eine gute Sache und am Ende stellt sich heraus, dass nichts von alldem stimmt.
2. Januar 2013 um 21:41
Ich gebe zu, ich kenne die TAZ nicht und hätte den Artikel zuerst einmal ernst genommen. Spätestens, als Bono von U2 zitiert wird, hätte ich vielleicht angefangen zu zweifeln, das klingt schon ziemlich hanebüchen, wie sie ihn da reden lassen.
Nun, alles nur Satire, wie sich jetzt herausgestellt hat.
Egal, was spontan der erste Gedanke war: dass Werbung leider wirklich ausschließlich dafür gemacht ist, die Leute ins Bockshorn zu jagen. Zu Glück kann ich sagen, ich schaue kaum fern und bekomme daher fast nichts mit. Ich vermisse das auch nicht, verweigere mich dem aus gutem Grund.
Was noch hängen bleibt, ist ein leicht bitterer Beigeschmack; denn ein Stückchen Wahrheit wird an diesem Bericht wohl dran sein.
Ich habe die Sendung über die schmutzige Schokolade nicht gesehen, nur davon gehört. Leider bin ich selber sozusagen schokoladensüchtig und werde mich wohl einmal eingehend damit beschäftigen müssen, wie ich mir gerade vorgenommen habe.
Vielleicht sollte nicht nur ich das tun, sondern Jan auch und dann seine Prioritäten überdenken.
(Natürlich nicht nur JJL, sondern letztendlich jeder Promi in der Werbung.) Wir müssen nicht drüber diskutieren, dass es zu 99,9% die Kohle ist, die sie vor die Kamera lockt und nicht die Überzeugung, dass das Produkt etwas besonderes ist.
Speziell in diesem Fall denke ich allerdings: man kann darauf verzichten, das Rocher-Gesicht zu sein. Dann doch lieber als Botschafter einer Organisation in Erinnerung bleiben, die wirklich etwas bewegt.
Just my two Cents.
2. Januar 2013 um 21:52
Gute Satire enthält immer auch ein Stück Wahrheit, sonst wär’s nur Comedy…
4. Januar 2013 um 13:48
Reblogged this on Gedankenkramschatulle.