Sie wurden als würdige Konkurrenz auf dem Krimi-Olymp gehandelt: Devid Striesow als Jens Stellbrink und Elisabeth Brück als Lisa Marx im neuen Saarbrücker Tatort. „Willkommen in der Münster-Liga“ schreibt Prisma und Der Westen meint, dass die neuen Saarländer den Münsteranern Konkurrenz zu machen versuchen.
Doch vom aufgeblasenen Erfolgsluftballon war am Sonntag nicht allzu viel zu sehen.
Kurz zum Inhalt für all jene, die die Sendung verpasst haben: Hauptkommissar Jens Stellbrink ist noch nicht mal richtig in Saarbrücken eingezogen, da gerät er geradewegs in einen dubiosen Fall. Das arabische Mädchen Melinda ist auf der Flucht vor drei bewaffneten Männern und als Stellbrink versucht ihr zu helfen gerät er so schnell zwischen die Fronten, dass er schon an seinem ersten Arbeitstag ein Disziplinarverfahren am Hals hat und einen diplomatischen Konflikt vom Zaun bricht.
Es würde zu weit führen, den ganzen Plot hier auseinander zu nehmen. Das Thema ist sicher aktuell und war spannend konstruiert, für echte Krimifans aber schnell durchschaubar. Devid Striesow glänzte in seiner neuen Rolle und machte seine Figur innerhalb kürzester Zeit zu einem herzlichen, wenn auch schrägen Sympathieträger, der nur noch vom deutschen Miss Marple-Verschnitt Frau Müller zu toppen war. Völlig überflüssig wirkten dagegen Stellbrinks Kollegin Marx (Elisabeth Brück) und Staatsanwältin Dubois (Sandra Steinbach).
Ansonsten fragte man sich als Fan des Münsteraner Duos, wo nun genau die Vergleichsbasis hätte liegen sollen. Es stellt sich die Frage, ob der SR tatsächlich eine Kampfansage beabsichtigte oder ob die Presse nicht mal wieder ins alte Klamauk-Loch schießen wollte. Ein schräger Hauptcharakter macht noch keinen Boerne oder Thiel und um mit dem Münsteraner Erfolgsrezept – nämlich dem knallharten Wortwitz – mithalten zu können, braucht es noch einiges mehr an Natürlichkeit.
Überhaupt scheint mir die Diskussion völlig überflüssig. Der Tatort hätte sich nicht seit 40 Jahren so eisern im Programm halten können, wenn er sich nicht so bunt zusammensetzen würde. Von Konkurrenz kann keine Rede sein, denn schließlich sitzen doch alle im selben Boot. Die einen mögen auf Action setzen, die anderen auf aktuelle Gesellschaftskritik; die einen mögen ihrer Hauptfigur eine ernste Tiefgründigkeit verleihen, die anderen das Publikum zum Lachen bringen. Kein Ermittlerteam gleicht dem anderen und das ist auch gut so.
28. Januar 2013 um 22:32
Zunächst mal halte ich diese Vergleiche und das Konkurrenzdenken auch für überflüssig. Jedes Team hat seine Bersonderheiten, jeder Tatort spricht andere Vorlieben an. Manche finden die Kölner toll, denen ich gar nichts abgewinnen kann. Soll doch jeder ’seine‘ Lieblingsteams haben, die Vielfalt macht es doch gerade aus.
Zu den neuen Saarbrückern:
Insgesamt nicht schlecht, das Konzept kann was werden. Allerdings gebe ich Jolli recht, einen Vergleich zu den Münsteranern sehe ich hier allenfalls in der Rolle der Staatsanwältin, die hier wie dort eine rechte Nervensäge sein kann.
Mag sein, dass die Rolle ‚Jens‘ humorvoll angelegt ist, ich habe nur kein einziges Mal gelacht, nicht einmal geschmunzelt… Ausnahme: Margot, das Highlight des Abends :) Humor ist nicht gleich Humor. Striesow ist gut, keine Frage, und hat den sonderbaren Kommissar sicher so gespielt, wie es sein sollte. Ich fand ihn eher nervig, dieser EsoterikTick… Das Klingelding an der Tür hätte ich ihm nachgeworfen, so viel steht fest.
Die Kollegin Marx dagegen mag ich. Meiner Meinung nach würde es dem Team gut tun, den Kontrast zwischen beiden zwar beizubehalten, aber Jens etwas weniger überzogen darzustellen.
Die Ungereimtheiten des Falls – naja, Tatort…
Die Szenen in dem Märchenpark mit ihrer Aus-der-Welt-gefallen-Atmosphäre waren toll. Dass aber keiner der Polizisten auf die naheliegende Idee kam, dass die Kleine #ausGründen nicht wollte, dass der Dolmetscher ihren Zettel übersetzt…
Ich werde mir das Team auch weiter ansehen. Mal sehen, wohin es sich entwickelt.
1. Februar 2013 um 10:41
Ich bin hoffnungsvol, dass aus dem Team noch was wird. Prinzipiell gefallen sie mir, obwohl die Charakterzeichnung der Staatsanwältin dringend nachgebessert gehört. Und zwar nicht, wie die meisten wohl meinen, auf „normal“. Ich verstehe die Figur so, dass das wohl eine sehr unsichere, leicht zu beeinflussende Frau sein soll. Jedenfalls hat sich in der Trainingsszene mit Marx dieses Bild für mich ergeben. Wenn man das beibehält und ihr die comicartig-schrille Überzeichung nimmt, wäre das endlich mal ein wirkliches Novum.
Marx fand ich ihn ihrer Ernsthaftigkeit ein nötiges Pendant zum übercoolen Stellbrink. Letzterer gehört auch ein wenig entschärft, es fehlt ja grade noch, dass er sich mitten im Dienst einen Ofen anheizt.
Ich mag humorvollen Tatort, jedenfalls lieber als bierernsten oder solchen, der es gerne sein will. Drum fange ich mit Lindholm und Lürsen weniger an. Aber genau das ist mMn die Stärke der Reihe, dass für jeden was dabei ist.