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August 1964. Jan Josef Liefers wird in Dresden geboren. 50 Jahre, ein halbes Jahrhundert später begeben wir uns mit ihm auf eine musikalische Reise mit Blick zurück. Dem Blick eines erfolgreichen und beliebten Schauspielers, der eigentlich immer nur eines werden wollte: Gitarrengott. Für den MDR erzählt er erstmals die Geschichte seiner großen Liebe: der Musik. Und er begibt sich auf die Spuren seiner Erinnerungen – musikalische Erinnerungen an die DDR.
Der „Soundtrack meines Lebens“ führt ihn an die Orte seiner Kindheit und Jugend, seines Erwachsenwerdens und -seins. Dresden, Döbeln und Berlin sind Stationen einer Reise auf der Jan Josef Liefers Erinnerungen sortiert und reflektiert. Auf seinem Streifzug macht er regelmäßig Halt. Halt unter anderem in der Prager Straße, wo er aufwuchs. Dort trifft er einen Bewohner, der, wie Jan damals mit seiner Mutter, in einer 1,5 Zimmerwohnung lebt.
Im „Soundtrack meines Lebens“ gibt es – wie es sich für einen gut temperierten Soundtrack gehört – laute aber auch leise Augenblicke. Eher ruhig wird es, wenn Jan Josef Liefers in Döbeln das Haus seiner Großeltern aufsucht und über die erst späte Annäherung zu seinem Vater spricht, über seine Kindheit und über sein erstes Mal.
„Jan Josef Liefers – Soundtrack meines Lebens“ ist ein sehr persönliches Bekenntnis zum Aufwachsen im sozialistischen Alltag. Amüsant, uneitel, durchaus mit Zwischentönen und einem Augenzwinkern projiziert Jan auf seine ganz eigene Leinwand ein Land, dessen Musiker, vor allem deren Alltag und Konflikte mit dem Regime in Vergessenheit zu geraten drohen. Eine besondere Begegnung vor diesem Hintergrund ist die mit Stephan Trepte, dem Sänger der Dresdner Band „Electra“. In einem holzvertäfelten Kaminzimmer in der Mitte Berlins wird DDR Rockgeschichte lebendig.
Dass Musik sich nicht an Grenzen hält, nicht eingesperrt werden kann, wird Jan einmal mehr deutlich, als er aus alten Stasi Akten vorliest. Verhöre von jungen Menschen, die einfach nur Musik hören wollten. Jan trifft auch Reinhard Mey, „wegen dem ich überhaupt erst begonnen habe, Gitarre zu spielen“. Sie finden Parallelen zwischen dem Schlager im Osten und Westen, erinnern an die Sehnsucht in den Texten nach exotischen Orten.
Mit seiner Band Radio Doria tourt Jan seit 2006 durch die Republik und gibt neben eigenen Songs auch solche der Idole seiner Jugend zum Besten. Diese Auseinandersetzung mit Musik ist ebenfalls ein Teil der Dokumentation – begleitet von bunten Schnipseln aus Fotografien und Super-8-Aufnahmen, unter anderem aus Jan Josef Liefers privatem Archiv.
[Quelle: MDR]
Video
Manu meint
Als ich hörte, es wird zum 25. Jahrestag der Grenzöffnung zwischen Ost und West einen Film über das bisherige Leben von Jan Josef Liefers geben, hatte ich erst einmal ein ungutes Gefühl. Zu schnell läuft man doch Gefahr, dass ein solcher Streifen in Beweihräucherung ausartet und eine Beschreibung der DDR zum Klischee verkommt. „Soundtrack meines Lebens“, ok, der Titel lehnte sich schon mal an das autobiografische Buch an, das ich inzwischen bereits mehrfach gelesen und als Hörbuch genossen habe.
Ganz entgegen meiner Erwartungen waren nach den ersten Minuten des Films all meine Zweifel wie weggeblasen. Mir begegnete ein so natürlicher Jan Josef, der ehrlich, humorvoll und ganz ohne Selbstdarstellung, die Orte seiner Kindheit, Jugend und des frühen Erwachsenseins für den Zuschauer anschaulich macht. Auch die Darstellung der DDR, wie sie wirklich für jeden Einzelnen war, der in ihr lebte, ist durch und durch gelungen.
Als 1967 Geborene habe ich die knappe Hälfte meines Lebens im Arbeiter- und Bauernstaat verbracht und kann mich nur zu gut an meine Schulzeit, Berufsausbildung und das Erwachsenwerden mit all seinen Schwierigkeiten auf der „anderen Seite des Zauns“ erinnern. Auch ich habe mich damals nicht für Musik ‚made in GDR‘ interessiert und viele Stücke sind mir das erste Mal überhaupt erst im Programm „Soundtrack meiner Kindheit“ begegnet. Für manche davon eigentlich sehr schade. Niemals möchte ich ein Zurück, aber trotzdem gibt es auch sehr viele schöne Erinnerungen. Wir haben eben das Beste daraus gemacht. Viele, die diesen Film gesehen haben, werden mir Recht geben, denn genau so war es!
Besser hätte man eine Dokumentation über das Leben eines so sympathischen Menschen nicht machen können. Vielen Dank und Hut ab!
Links:
- Fotos: Der “Gitarrengott” – Jan Josef Liefers – mdr.de
- Artikel: Jan Josef Liefers – Soundtrack meines Lebens – mdr.de
31. Dezember 2014 um 14:49
Gestern Abend sah ich diesen Soundtrack UNSERER Kindheit. Nur wenige Monate vor Jan Josef Liefers geboren, übrigens in Dresden, kann ich diese Geschichte sehr gut nachvollziehen. Auch ich besitze eine DVD mit Schmalfilmen aus meiner Kindheit.
Was mir vor allem gefallen hat, das sind die ruhigen Töne, die leise Erzählung, welche die Menschen und nicht den Staat, die Politik in den Vordergrund stellt. Es ist der selbe Soundtrack, den wir hörten, den wir auf der Gitarre nachspielten: von Ein Haus in New Orleans bis zum Apfeltraum.
Es ist etwas besonderes, wenn man sich in solchen Produktionen wiederfinden kann.
Darum danke ich Jan Josef Liefers, der Persönlichstes hergab für dieses filmische Porträt einer Generation in einem kleinen Teil der Welt.
31. Dezember 2014 um 15:08
Musik machen in der DDR. Davon erzählt Jan Josef Liefers natürlich. Davon, wie schwierig es war, Rockmusik zu machen. Oder auch von Tamara Danz, den Puhdys, er kommt mit Stefan Trepte ins Gespräch…
Natürlich waren Bilder zu sehen von den sogenannten Singegruppen der FDJ, die natürlich politische Lieder sangen (nicht nur – ich weiß das) und sehr agitatorisch auftraten. Das hat der Musiker Liefers wohl nicht mitgemacht. Aber einmal „musste“ er doch. Die Filmothek unter wikipedia weist für das Jahr 1986 den Film „Ernst Thälmann“ auf. Dort tritt eine kommunistische AgitPropgruppe auf. Mit Texten der Gruppe „Rotes Sprachrohr“. Neben Janina Hartwig und anderen ist dabei ein ganz junger Schauspieler, ein Schauspielschüler, zu sehen: Jan Josef Liefers.
Die Filmothek hier fängt ja erst bei 1889 an. Warum?
Viele schöne Erfolge wünsche ich dem Schauspieler und Musiker Jan Josef Liefers und dem Team dieser Webseite für das Jahr 2015.