Inhalt:
In der Bucht von Wilhelmshaven taucht eine Wasserleiche vor dem Segelboot von Michael Kühnert, Leiter der Segelschule, auf: Ein ehemaliger Offizier der holländischen KFOR-Truppen im Kosovo, ist erstochen worden.
Jan Holzer, Kriminalhauptkommissar in der Mordkommission, erfährt die Identität des Mannes von einer Gruppe gehörloser Segler. Kühnert kann „übersetzen“, da seine Frau Elena auch gehörlos ist und er die Gebärdensprache beherrscht. Jan Holzer ist fasziniert von der „stummen Kommunikation“ und freundet sich mit der Familie an, zu der noch die 18-jährige Tochter Sabin gehört, die sich auch ausschließlich in der Gebärdensprache verständigt.
Obwohl Kühnert offen zugibt, dass er früher als KSK-Soldat im Kosovo war, Elena dort kennengelernt hat, beide aber den Toten nicht kennen würden, ist Jan Holzer sicher, dass Elena und Kühnert ihm etwas verschweigen. Immer tiefer dringt Holzer in das Familiengeheimnis der Kühnerts vor und ist dabei, sich darin zu verlieren, zumal er momentan selbst wegen einer alten Schuld schwer angeschlagen ist.
Holzers Assistentin Amal Catack – halb Türkin, halb Deutsche, in Berlin aufgewachsen – ermittelt parallel in der obskuren Welt der privaten Sicherheitsfirmen und findet unter anderem heraus, dass der Ermordete vor zehn Jahren ein Disziplinarverfahren in der Armee hatte – wegen Menschenhandel und Vergewaltigung während seines Dienstes bei der KFOR – und findet in seinem Cloud-Account ein Video. Als sie mit dem MEK zum Hafen kommt, ist Jan Holzer entführt auf einem Segelboot mitten auf offener See und erfährt die unvorstellbare Wahrheit.
[Quelle: ZDF]
Trailer
Baggi meint:
Der Film gefiel mir ausnehmend gut. Die Geschichte hat mich berührt, bewegt und von der ersten Sekunde an mitgerissen. Ich wollte wissen, wie sich alles auflöst, ich wollte jedes Detail erfahren, was den Fall angeht – mindestens ebenso sehr aber auch die persönlichen Probleme und Dramen ergründen, die die Hauptcharaktere umtreiben. Da war mir nichts egal, auch nichts zu viel, das war wunderbar.
Jan Holzers Assistentin Amal Catack, genial verkörpert von Ivan Anderson, hat mir unheimlich gut gefallen. Sie ist sehr clever und gleichzeitig unbeschreiblich derb, laut, wild und ungestüm – und offenbart dann plötzlich wieder eine Verletzlichkeit und Verzweiflung, die einen verblüfft. Aber ich habe ihr das jede Sekunde abgenommen und habe mich wunderbar einlassen können auf diese facettenreiche, nach außen so rau und selbstbewusst wirkende Frau.
Jan Holzer geht auf eine bewundernswert ruhige Art mit dieser eindrucksvollen Impulsivität um. Ein paar Mal habe ich gedacht, er ist zu lieb für sie, und mich gefragt, warum er diese Art und Weise immer wieder toleriert… aber ich habe mir sein Verhalten damit erklärt, dass er weiß, was er an ihr hat. Vermutlich ist diese so verlässlich aufbrausende und dabei so fähige Kollegin eine der Haupt-Konstanten in einem Leben, das ganz offensichtlich aus den Fugen geraten ist.
Relativ früh bekommt man verschwommene Hinweise darauf, was dem Kommissar passiert sein muss und ist begierig darauf, endlich vollständig zu erfahren, was in der Vergangenheit geschehen ist. Bis das aufgeklärt ist, muss man sich allerdings wirklich eine ganze Weile gedulden. Dennoch lässt man sich bereitwillig mitnehmen von seinem Schicksal, weiterhin bereitwillig mitnehmen von dem Schicksal der Familie, der er durch seine Ermittlungen näherkommt – und in dem Zuge sind die Momente entstanden, die mich meisten in ihren Bann gezogen haben.
Die von Sylvie Testud verkörperte gehörlose Elena Kühnert ist einer der Stars dieses Films. Sie hat eine unglaubliche Präsenz, ich war begeistert von ihr. In einigen Szenen, in der sie und Jan zusammen agiert haben, von ihrer Seite aus gänzlich ohne Worte, haben sie den Film in eine andere Ebene gehoben, anders kann ich es nicht beschreiben.
Die Geschichte von Friedemann Fromm hat mehr Plot, mehr Inhalt und vor allem mehr Einzelschicksale/Nebenstränge als die meisten, die ich in der letzten Zeit gesehen habe. Das mag ihm vielleicht von dem einen oder anderen Kritiker zum Vorwurf gemacht werden, aber bei einer solchen Ansicht kann ich nur abwinken.
Die Story war dicht, atmosphärisch und auch aufwühlend, aber nie zu viel. Die Darsteller waren genial gewählt und haben ihre Rollen intensiv und sehr glaubwürdig umgesetzt. Grenzen verschwimmen, global wie auch im Kleinen, Schuld, Unschuld, Gerechtigkeit, Unrecht… selbst wenn zum Schluss alles geklärt ist, bleiben viele Fragen. Aber das ist einfach richtig gut gemacht, niemals unbefriedigend.
Links:
- Details: ZDF
- Details: Aspekt Telefilm
- Beim Filmfest Hamburg: Regisseur und Darsteller von Mörderische Stille – ZDF
- Artikel plus Bildergalerie: Der lautlose Schrei (AT) – Krimi mit Jan Josef Liefers – Prisma
- Artikel plus Bildergalerie: Dreh in Wilhelmshaven mit Jan Josef Liefers – NWZ online
- Artikel: Bogart statt Boerne – Jan Josef Liefers als introvertierter TV-Kommissar – tagesspiegel.de
- Artikel: Friedemann Fomm: ‚Mein Ziel ist es, die Leute zu fordern, ohne sie zu überfordern‘ – Quotenmeter.de
- Bildergalerie plus Video : Friesischer Rundfunk
- Bildergalerie: NDR online
- Rezension: Spannender Ansatz, Schwächen im Plot – schwaebische.de
- Rezension: Kommissar am Jadebusen – Weser-Kurier
- Rezension: Tittelbach.tv
- Rezension: Die Kritiker – Quotenmeter.de
- Rezension: Jan Josef Liefers in „Mörderische Stille“ – NOZ.de
Offizielle Pressefotos:
Schnappschüsse rund um die Dreharbeiten:
9. Januar 2017 um 22:18
Hab den Film eben im ZDF gesehen. Der letzte Mist.
Ich verweise auf die Seite des ZDF. Die meisten Zuschauer haben nach 15 Minuten weg geschaltet.
Schade Herr Liefers.
Bleiben sie beim Tatort.
9. Januar 2017 um 22:57
„Der letzte Mist. […] Die meisten Zuschauer haben nach 15 Minuten weg geschaltet. “
Ersteres ist natürlich Geschmackssache, letzteres wohl am ehesten richtig in Bezug auf die Zuschauer, denen der Film nicht gefallen hat.
Ich persönlich gehe allerdings davon aus, dass es eine nicht geringere Anzahl an Menschen gab, denen der Krimi zugesagt hat und die während der Ausstrahlung einfach keinen Anlass sahen, auf Facebook oder Twitter ihre Meinung kundtun zu müssen.
10. Januar 2017 um 07:40
Wo kann ich nachlesen, dass die meisten Leute weggeschaltet haben? Ein entsprechender Link wäre da hilfreich. Und wenn ich wegschalte, muss es nicht unbedingt am Film – es kann auch an mir liegen, so wie z. B. Rechtschreibfehler immer am Schreibenden, niemals an der Rechtschreibung liegt.
10. Januar 2017 um 07:55
Margret bezog sich auf die Facebookkommentare bei ZDF Krimi, wenn ich das richtig deute. Da waren viele Stimmen, die mit der Kollegin von Jan Holzer nichts anfangen konnten.
Was die Quoten angeht: uns Zuschauern stehen nur die normalen Zahlen/Endergebnisse zur Verfügung. Diagramme, in denen der gesamte Sendungsverlauf zu sehen ist (also man erkennen kann, wie viele Zuschauer zu- oder abgesprungen sind), werden in der Regel nicht veröffentlicht. Jan hat in der Vergangenheit schon einmal eines geteilt (zum Tatort Feierstunde zum Beispiel), aber das sind Ausnahmen.
9. Januar 2017 um 22:47
Was für den einen Mist ist, ist für den anderen sehenswert. Wofür es im Krieg Orden gibt, gibt es im Frieden die Todesstrafe. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle nur wissen, wie der Song heißt, der mehrfach angespielt wurde (männlicher Sänger ).
9. Januar 2017 um 22:51
Dieser müsste es gewesen sein!
10. Januar 2017 um 08:28
Sehr geehrter Herr Liefers,
das Drehbuch und die Handlung waren weit unter Ihrem Niveau.
Sie haben viel bessere Fähigkeiten. Drehen Sie bitte einen solchen Film
nicht mehr.
Alles Gute, Ernst Müller
10. Januar 2017 um 12:25
Ein derart asoziales Verhalten einer Frau ist beschämend, auch wir haben nach ca. 20 Minuten abgeshcaltet. Schade, Herr Liefers, so machen sie ihren guten Ruf kaputt. Im Tatort machen sie einen wirklich guten Eindruck.
10. Januar 2017 um 13:05
Dass der Film polarisiert, ist normal und vor allen Dingen Geschmackssache. Wieso sich das Verhalten von Jans Film-Partnerin, einer rein fiktiven Figur, allerdings auf seinen guten Ruf auswirken soll, ist mir ganz persönlich ein wahres Rätsel.
Da Ihnen das Thema aber so wichtig scheint, dass Sie dahingehend sogar zwei Kommentare hinterlassen, lassen Sie mich bitte darauf hinweisen, dass Sie hier nicht Jan Josef Liefers persönlich ansprechen. Dies ist die Fanseite, nicht sein eigener Account, wie es auch extra an allen möglichen Stellen vermerkt steht.
17. Januar 2017 um 12:36
Mir geht es um den SOng von Nick Harris, der mehrfach angspielt wurd – welcher wäre das?
17. Januar 2017 um 12:51
Mehrfach angespielt wird oben verlinktes Lied von Santana feat. Everlast. Außerdem tanzen Holzer und Amals Tochter zu „Another one bites the dust“ von Queen.
Nick Harris ist mir kein Begriff.
28. April 2019 um 15:57
Liebe Baggi,
jetzt habe ich länger nach dem Song zum Film gesucht.
Und hier ist er. Sogar mit Video-Einbettung.
Herzlichen Dank!
Dieser Song macht den Film noch ein Stückchen besser. Es ist keine leichte Musik, kann aber zu einem echten Ohrwurm werden, wenn man ihn lässt. Der Text spricht für sich :)
Ich teile Ihre positive Kritik.
Sehr viel verdichtet sich hier an Story. Fast schon zu viel. Mit Sicherheit zu viel für einen „netten Filmabend“, zu viel für Menschen, die sich nicht auf die Schwere der Thematik einlassen wollen. Ist das noch Unterhaltung, oder schon Psychologie?
Man kann sich darauf einlassen, wird dann allerdings auch damit konfrontiert, dass nicht alles aufgelöst wird, dass man allein da steht. Mit Wut, Frust, Trauer und der Frage: wie würde ich denn handeln?
Der unglaublich störende (und daher so gut dargestellte) Tinnitus von Holzer, die Thematik der Gehörlosen und der Hörenden und doch gebärdenden Tochter (‚wenn ich will‘).
Der stille und in seinem Trauma gefangene Kommissar und die Kollegin, die ihren Schmerz „gerecht“ und gesetzestreu zu Schlägern sein zu müssen mit Großschnäuzigkeit und Flapsigkeit kaschiert, und dabei die verletzt, die ihr am nächsten stehen.
Die Verbrechen eines Krieges, der erst vor Kurzem in der Nähe (!) getobt hat. Die Helden, die eigentlich auch Verbrecher sind…
Nein, keine leichte Kost. Aber absolut stimmig zu der Person Liefers und seinem Faible für vielschichtige Rollen.
Und ist er ein guter Mensch, weil er am Schluss das Nichthandeln wählt?
Die Gehörlose, die sich an die Stereoanlage schmiegt, um den vibrierenden Bass zu spüren. Das bewegt, wenn man sich darauf einlässt. Wenn man es nachspüren kann, sogar noch mehr.
Lachen konnte ich beim Film einige Male. Aber hauptsächlich hat er mich nachdenklich zurückgelassen. Und das gefällt mir. Ich muss denken, muss mich auseinandersetzen und meinen eigenen Rollen nachspüren. Wenn ich will. Und auch das ist sehr typisch für Liefers.
In die Kürze der Zeit hat der Film viele Zutaten gesteckt. Was man daraus zubereitet, bleibt den Zusehenden selbst überlassen. Und das ist schon Kunst :)
Und noch einmal: Dankeschön für diese Arbeit, liebe Baggi!
4. Mai 2019 um 23:17
Vielen vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar!!
Schön, dass dir der Film auch so gut gefallen hat. Ich war ehrlich gesagt ganz ungläubig, wie viele Zuschauer bei der Erstausstrahlung bei Jan auf Facebook oder auch hier bei uns geschimpft haben. Über die viel zu komplizierte Story, den nervigen Tinnitus und vor allem über die „unerträgliche“ Amal…
Naja, Geschmäcker sind verschieden. Für mich bleibt es einer meiner absoluten Lieblingsfilme. :)
Ganz liebe Grüße vom Team!
Baggi