Jan Josef Liefers

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Ein Kommentar

Tatort – ‚Der doppelte Lott‘ (2005)

Inhalt

Lott (5)Bürgermeisterkandidat Frieder Lott ist wegen seiner rechtsgerichteten Ansichten nicht bei allen Münsteranern beliebt, das wird spätestens klar, als während seines Wahlkampfes ein Mord geschieht. Bei dem Opfer handelt es sich um den Kabarettisten Joachim Montell, der als „der wahre Lott“ den Politiker stets lächerlich zu machen versucht hat. Doch nun wurde Montell auf offener Straße in seinem Kostüm erstochen und für Lott steht fest, dass es sich nur um eine Verwechslung gehandelt haben kann und der Anschlag eigentlich ihm gegolten hat.

Thiel ermittelt in der linken Szene, bekommt aber nur mäßige Unterstützung von seinem Vater, der kein Verräter sein will. Außerdem hat die Mordkommission mit Personalproblemen zu kämpfen. Viele sind im Urlaub, auch Nadeshda, die ihrem Vater in seinem Lokal aushelfen muss.
Als Thiel sie dort zu überreden versucht, ihren Urlaub zu verschieben, lernt er zufällig die hübsche Larissa aus Kiew kennen, die ihm mit ihrer schüchternen Art ganz schön den Kopf verdreht. Da sie in Geldnöten steckt, kann er sie zum Glück überreden, statt Nadeshda im Lokal auszuhelfen und bekommt seine Assistentin so wieder zurück.

Auch Boerne steckt in Schwierigkeiten, denn ihm wird vorgeworfen, betrunken einen Mann überfahren und Fahrerflucht begangen zu haben. Der Rechtsmediziner streitet die Anschuldigungen vehement ab, will jedoch nicht erklären, weshalb sein Wagen markante Beschädigungen hat.

Da trifft es sich doch gut, dass Thiel nach Köln fahren will, um dort einen Anwalt zu befragen, der mit Montell noch kurz vor seinem Tod Kontakt hatte. Thiel ist sich nämlich längst nicht so sicher, ob nicht vielleicht doch der Kabarettist das Ziel des Anschlags gewesen war und verdächtigt den verlassenen Geliebten des Opfers, der rasend vor Eifersucht war.
In Köln schnüffelt Boerne auch heimlich in den Unterlagen seines Kollegen Roth, der den Verkehrstoten untersuchen soll, und wird prompt dabei ertappt.

Für Thiel fügen sich allmählich alle Puzzleteile zusammen. Mehr und mehr gerät nun auch Lott selbst unter Verdacht, der seinen unliebsamen Rivalen aus dem Weg geräumt haben könnte. Und das nicht nur wegen der Satire des Künstlers, sondern weil dieser auf einen dunklen Fleck in der Vergangenheit des Politikers gestoßen ist, der diesem ernste Schwierigkeiten bereiten könnte.

von Jolli

Gastdarsteller

  • Chulpan Khamatova
  • Alexander Held
  • Tim Fischer
  • Wilfried Hochholdinger
  • Klaus J. Behrendt
  • Dietmar Bär
  • Joe Bausch
  • Rezo Tschchikwischwili
  • Dagmar Sachse
  • Agnes Mann
  • Johannes Allmayer
  • Thomas Kautenburger
  • Nicole Mieth
  • Arthur C. Pluta


Jolli meint:

Auch hier ist die Anspielung im Titel wieder sehr deutlich. Der doppelte Lott(chen) sorgt mal wieder für schwarze Krimiunterhaltung vom Feinsten. Da stört es auch nicht, dass man doch ein sehr heikles Thema von links- und rechtsgerichteten Figuren ansprechen lässt.

Was wir mit „3x schwarzer Kater“ bereits erlebt haben, sehen wir nun in vertauschten Rollen. Nun ist Thiel derjenige, der sich Hals über Kopf in die schöne Larissa verliebt, während Boerne allmählich ein Misstrauen gegenüber dieser Frau entwickelt. Trotz des bereits bekannten Konzepts von Liebe auf den ersten Blick ohne Happy End wirkt die Geschichte nicht abgedroschen. Im Gegenteil, diese Episode überzeugt mit ihren schlagfertigen Dialogen und zählt sicher zu den besten der Tatort-Reihe.

Amüsant sind auf jeden Fall Boernes Schwierigkeiten wegen des Vorwurfs, der gegen ihn erhoben wird. Obwohl man sich als braver Zuschauer nicht vorstellen kann, dass Boerne wirklich einen Mann überfahren hat, bleibt es bis zur letzten Szene eine offene Frage, was der Rechtsmediziner eigentlich die ganze Zeit zu verheimlichen versucht. Zwar wirkt diese Geschichte zunächst nur wie ein Nebenschauplatz, doch bald schon erkennt man das gewiefte Konzept der Autoren, dies mit dem wahren Fall eng zu verknüpfen.
Alle Szenen, die auf diesen Plot bezogen sind, sorgen für gute Unterhaltung. Angefangen von Boernes Festnahme, über seinen Besuch in Köln und die Szene, als er in der Garage einer Verdächtigen eingeschlossen wird, bis hin zum Schluss, als Boerne mal wieder nichts aus allem gelernt hat und zielstrebig in eine Radarfalle gerät.

Eine besondere Idee haben sich die Macher mit dem kurzen Crossover einfallen lassen. Boerne schnüffelt nicht einfach so in der Kölner Pathologie herum, natürlich kommen auch die bekannten Gesichter von Schenk und Ballauf zum Zuge, die allein schon mit ihren sichtlich verwirrten Gesichtern den Zuschauer zum Lachen bringen. Der Kollege Roth setzt dann noch das Sahnehäubchen oben drauf. Zwar beteuert Boerne, dass es ihm peinlich sei, erwischt worden zu sein, aber das ist schwer zu glauben.

Und wieder lernen wir ein Talent des Rechtsmediziners kennen. Neben Englisch und Französisch, spricht er offenbar auch sehr gut Russisch. Zwar weiß keiner, was er im Kalinka zu Larissa wirklich sagt, aber der verdatterte Ausdruck der jungen Frau zeigt, dass Boerne offenbar mal wieder in seiner Selbstüberschätzung am Ziel vorbeigeschossen ist.
Dass er ihr später, als er merkt, dass sie irgendwie in all das verwickelt ist, hinterher spioniert, erregt verständlicherweise Thiels Wut. Aber es ist von Anfang an klar, dass Boerne bereit ist, diese Rolle des Buhmanns zu übernehmen, um Thiel vor einer Dummheit zu bewahren. Dass er sie als Putzfrau engagiert, spricht aber trotzdem für ein kleinwenig Chauvinismus.
Auch in dieser Folge ist also gute Abendunterhaltung mit sehr viel Humor garantiert.



Ein Kommentar

Das Kindermädchen (2012)

Inhalt

ZDF, Walter Wehner

ZDF, Walter Wehner

Eigentlich ist alles perfekt. Der Anwalt Joachim Vernau (Jan Josef Liefers) hat beruflich eine steile Karriere hinter sich und nun steht er kurz davor in die wohlhabende Familie der von Zernikows einzuheiraten, obwohl er selbst eigentlich aus ganz einfachen Verhältnissen stammt.
Mit seiner Verlobten Sigrun (Natalia Wörner), die sich ganz der Politik verschrieben hat, ist er glücklich und sein zukünftiger Schwiegervater Utz (Matthias Habich) möchte ihn als Partner in seine Kanzlei holen.

Eine schicksalhafte Begegnung wirft jedoch Schatten auf das glitzernde Leben. Eines Tages steht eine alte Ukrainerin vor der Tür und möchte Utz unbedingt einen Brief geben, kurz darauf wird die Frau tot aufgefunden. Joachim beginnt etwas tiefer in der Vergangenheit der Familie zu forschen, was jedoch nicht gerne gesehen wird, besonders nicht von Utz‘ strenger Mutter Irene (Inge Keller).

Die Lage spitzt sich zu, als unvermittelt die junge Russin Milla (Chulpan Khamatova) mit einer Pistole in der Wohnung von Joachim und Sigrun auftaucht und ihren Standpunkt klar zum Ausdruck bringt. Sie möchte von der Familie von Zernikows eine Bestätigung und eine Entschädigung dafür, dass ihre Großmutter während des Zweiten Weltkriegs als Kindermädchen Zwangsarbeit verrichten musste. Damals kümmerte sich Natalja (Lore Richter) fürsorglich um den jungen Utz (Victor Thaler), doch als diese Beziehung immer enger wurde, entschieden sich die Eltern des Jungen, Natalja fälschlicherweise des Diebstahls zu bezichtigen, was für die junge Frau das Todesurteil bedeutete. Nur durch Zufall konnte Natalja flüchten und sehnt sich nun nach all den Jahren danach, einen Schlussstrich ziehen zu können.

Joachims Versuch die Familie dazu zu bringen, dieses dunkle Geheimnis endlich aufzudecken, scheitert. Utz und seine Mutter wollen von alldem nichts mehr wissen und Sigrun verschließt die Augen vor der Wahrheit, aus Angst, es könne ihre politische Zukunft zerstören.
Als Milla dann auch noch von einem Auto angefahren wird, erkennt Joachim, wie weit die Familie bereit ist zu gehen, um ihr Geheimnis zu bewahren. Und ihm wird auch klar, dass es damals um weit mehr ging, als nur um die enge Beziehung zwischen Utz und Natalja.

von Jolli


Jolli meint:

Die Verfilmung des spannenden Bestsellers von Elisabeth Herrmann wurde im ZDF groß unter der Kategorie „Thriller“ angekündigt, was mich zunächst skeptisch gemacht hat.
Das Thema zumindest ist außerordentlich spannend. Zwangsarbeit im Dritten Reich ist noch heute ein großes Tabu-Thema und dieser Film soll die Leute dafür sensibilisieren. Dabei wird nur eine mögliche Geschichte unter Tausenden von wahren Schicksalen erzählt. Die Grundhandlung geht also zweifellos tief unter die Haut, vor allem in Anbetracht der doch sehr zwielichtigen Charaktere dieser Familie. Sie stehen für die sicher noch immer recht beträchtliche Zahl an Menschen, die insgeheim stolz auf ihre Zeit waren, unter Hitler gedient zu haben und all die Gräueltaten des Dritten Reichs verleugnen. Allen voran Irene steht für diesen Aspekt und jagt einem mit ihrer Kaltschnäuzigkeit so einige Male wirklich einen Schauer über den Rücken.

Aber was wäre ein Film mit Jan, ohne die dazugehörige Portion Humor? Auch der flackert hier immer wieder auf, besonders durch Joachims Mutter  und ihre Haushälterin, durch die erst klar wird, aus welch einfachen Verhältnissen Joachim eigentlich stammt, die einen starken Gegensatz zur intriganten Elitefamilie bilden. Auf diese Weise fungieren die beiden schon fast als ein schützender Hafen, in den sich Joachim zumindest zeitweise flüchten kann.
So ein klein wenig hat die Rolle des Joachim Vernau  ein paar Züge von Prof. Boerne. Wer sich von unten nach ganz oben arbeiten will, braucht schon egoistische Züge, doch Jan verleiht dem Emporkömmling mit einem verschmitzten Lächeln sofort eine bestechende Sympathie. Obwohl Joachim beharrlich versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen, wirkt er nicht wie der glänzende Held, sondern handelt mit geduldiger Leichtigkeit.

An schauspielerischer Leistung mangelt es in diesem Film keinesfalls, ganz sicher auch nicht von Jan. Trotzdem ist es übertrieben ihn als Thriller zu bezeichnen. Zwar herrscht eine gewisse Spannung, besonders gegen Ende hin, doch würde die Bezeichnung „Krimi“ wahrscheinlich besser zutreffen. Auf jeden Fall ist es ein Film, der zum Nachdenken anregt und eine gehörige Portion Gesellschaftskritik beinhaltet.


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