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Bürgermeisterkandidat Frieder Lott ist wegen seiner rechtsgerichteten Ansichten nicht bei allen Münsteranern beliebt, das wird spätestens klar, als während seines Wahlkampfes ein Mord geschieht. Bei dem Opfer handelt es sich um den Kabarettisten Joachim Montell, der als „der wahre Lott“ den Politiker stets lächerlich zu machen versucht hat. Doch nun wurde Montell auf offener Straße in seinem Kostüm erstochen und für Lott steht fest, dass es sich nur um eine Verwechslung gehandelt haben kann und der Anschlag eigentlich ihm gegolten hat.
Thiel ermittelt in der linken Szene, bekommt aber nur mäßige Unterstützung von seinem Vater, der kein Verräter sein will. Außerdem hat die Mordkommission mit Personalproblemen zu kämpfen. Viele sind im Urlaub, auch Nadeshda, die ihrem Vater in seinem Lokal aushelfen muss.
Als Thiel sie dort zu überreden versucht, ihren Urlaub zu verschieben, lernt er zufällig die hübsche Larissa aus Kiew kennen, die ihm mit ihrer schüchternen Art ganz schön den Kopf verdreht. Da sie in Geldnöten steckt, kann er sie zum Glück überreden, statt Nadeshda im Lokal auszuhelfen und bekommt seine Assistentin so wieder zurück.
Auch Boerne steckt in Schwierigkeiten, denn ihm wird vorgeworfen, betrunken einen Mann überfahren und Fahrerflucht begangen zu haben. Der Rechtsmediziner streitet die Anschuldigungen vehement ab, will jedoch nicht erklären, weshalb sein Wagen markante Beschädigungen hat.
Da trifft es sich doch gut, dass Thiel nach Köln fahren will, um dort einen Anwalt zu befragen, der mit Montell noch kurz vor seinem Tod Kontakt hatte. Thiel ist sich nämlich längst nicht so sicher, ob nicht vielleicht doch der Kabarettist das Ziel des Anschlags gewesen war und verdächtigt den verlassenen Geliebten des Opfers, der rasend vor Eifersucht war.
In Köln schnüffelt Boerne auch heimlich in den Unterlagen seines Kollegen Roth, der den Verkehrstoten untersuchen soll, und wird prompt dabei ertappt.
Für Thiel fügen sich allmählich alle Puzzleteile zusammen. Mehr und mehr gerät nun auch Lott selbst unter Verdacht, der seinen unliebsamen Rivalen aus dem Weg geräumt haben könnte. Und das nicht nur wegen der Satire des Künstlers, sondern weil dieser auf einen dunklen Fleck in der Vergangenheit des Politikers gestoßen ist, der diesem ernste Schwierigkeiten bereiten könnte.
von Jolli
Gastdarsteller
- Chulpan Khamatova
- Alexander Held
- Tim Fischer
- Wilfried Hochholdinger
- Klaus J. Behrendt
- Dietmar Bär
- Joe Bausch
- Rezo Tschchikwischwili
- Dagmar Sachse
- Agnes Mann
- Johannes Allmayer
- Thomas Kautenburger
- Nicole Mieth
- Arthur C. Pluta
Jolli meint:
Auch hier ist die Anspielung im Titel wieder sehr deutlich. Der doppelte Lott(chen) sorgt mal wieder für schwarze Krimiunterhaltung vom Feinsten. Da stört es auch nicht, dass man doch ein sehr heikles Thema von links- und rechtsgerichteten Figuren ansprechen lässt.
Was wir mit „3x schwarzer Kater“ bereits erlebt haben, sehen wir nun in vertauschten Rollen. Nun ist Thiel derjenige, der sich Hals über Kopf in die schöne Larissa verliebt, während Boerne allmählich ein Misstrauen gegenüber dieser Frau entwickelt. Trotz des bereits bekannten Konzepts von Liebe auf den ersten Blick ohne Happy End wirkt die Geschichte nicht abgedroschen. Im Gegenteil, diese Episode überzeugt mit ihren schlagfertigen Dialogen und zählt sicher zu den besten der Tatort-Reihe.
Amüsant sind auf jeden Fall Boernes Schwierigkeiten wegen des Vorwurfs, der gegen ihn erhoben wird. Obwohl man sich als braver Zuschauer nicht vorstellen kann, dass Boerne wirklich einen Mann überfahren hat, bleibt es bis zur letzten Szene eine offene Frage, was der Rechtsmediziner eigentlich die ganze Zeit zu verheimlichen versucht. Zwar wirkt diese Geschichte zunächst nur wie ein Nebenschauplatz, doch bald schon erkennt man das gewiefte Konzept der Autoren, dies mit dem wahren Fall eng zu verknüpfen.
Alle Szenen, die auf diesen Plot bezogen sind, sorgen für gute Unterhaltung. Angefangen von Boernes Festnahme, über seinen Besuch in Köln und die Szene, als er in der Garage einer Verdächtigen eingeschlossen wird, bis hin zum Schluss, als Boerne mal wieder nichts aus allem gelernt hat und zielstrebig in eine Radarfalle gerät.
Eine besondere Idee haben sich die Macher mit dem kurzen Crossover einfallen lassen. Boerne schnüffelt nicht einfach so in der Kölner Pathologie herum, natürlich kommen auch die bekannten Gesichter von Schenk und Ballauf zum Zuge, die allein schon mit ihren sichtlich verwirrten Gesichtern den Zuschauer zum Lachen bringen. Der Kollege Roth setzt dann noch das Sahnehäubchen oben drauf. Zwar beteuert Boerne, dass es ihm peinlich sei, erwischt worden zu sein, aber das ist schwer zu glauben.
Und wieder lernen wir ein Talent des Rechtsmediziners kennen. Neben Englisch und Französisch, spricht er offenbar auch sehr gut Russisch. Zwar weiß keiner, was er im Kalinka zu Larissa wirklich sagt, aber der verdatterte Ausdruck der jungen Frau zeigt, dass Boerne offenbar mal wieder in seiner Selbstüberschätzung am Ziel vorbeigeschossen ist.
Dass er ihr später, als er merkt, dass sie irgendwie in all das verwickelt ist, hinterher spioniert, erregt verständlicherweise Thiels Wut. Aber es ist von Anfang an klar, dass Boerne bereit ist, diese Rolle des Buhmanns zu übernehmen, um Thiel vor einer Dummheit zu bewahren. Dass er sie als Putzfrau engagiert, spricht aber trotzdem für ein kleinwenig Chauvinismus.
Auch in dieser Folge ist also gute Abendunterhaltung mit sehr viel Humor garantiert.