Elisabeth Herrmann, die Autorin von ‚Das Kindermädchen‘ und ‚Die letzte Instanz‘, hat uns ihre Eindrücke von den Dreharbeiten geschildert. Vielen Dank!
Ein Besuch bei Dreharbeiten – und dann auch noch am Set mit Jan Josef Liefers! Ich weiß noch genau, als ich zum allerersten Mal zum Set vom „Kindermädchen“ kam. Ein unbeschreibliches Gefühl. Alles, was man sich in einsamen Stunden am Schreibtisch vorgestellt hat, ist auf einmal real. Das Haus, die Kanzlei, und … auf einmal kommt einem der Anwalt Joachim Vernau entgegen. Eine Figur, die ich mir ausgedacht hatte, wird lebendig … genauso war es auch jetzt wieder bei der „Letzten Instanz“.
Jan Josef Liefers ist einer der wenigen deutschen Schauspieler von internationalem Format. Ich bin so stolz, dass er den Vernau spielt! Am Set ist er hochkonzentriert und hyperprofessionell. Vorbereitet bis ins Detail. Und weit darüber hinaus. Meine Drehbuchfehler oder Nachlässigkeiten werden durch seinen Witz und seine Phantasie geradezu genial ausgebügelt. Die Krankenhausszene zum Beispiel. Zwei Menschen unterhalten sich. Ist ein bisschen wenig, nicht wahr? Also schält JJL einen Apfel und reicht ihn schließlich Gudrun Ritter mit der Attitüde eines Paris, der die Schönste ausgewählt hat. Großartig. Wäre ich nie drauf gekommen. Ein kleines Detail, das ich nur am Rande erwähne, das dieser Szene aber noch viel mehr gibt als den reinen Austausch von Informationen und das zeigt, wie unglaublich wertvoll und wie schön es ist, wenn ein Schauspieler seine Rolle nicht nur spielt, sondern in diesen Momenten vor der Kamera lebt.
Übrigens herrscht an einem Filmset absolute Disziplin. Wenn es „Ruhe“ heißt, herrscht Ruhe. Wenn etwas gebraucht wird, ist es in Sekundenschnelle da – weil schon längst vorhergesehen und vorbereitet. Und wenn die Klappe fällt? Dann wird aus Vernau wieder Liefers. Unglaublich nett und sympathisch. Nicht die Spur von Superstar-Allüren. Dabei ist er einer, und wir alle freuen uns einen Wolf, dass wir ihn für diese Rolle begeistern konnten.
Am Anfang habe ich ja vor Aufregung die Zähne nicht auseinandergekriegt. Ich weiß noch, wie wir uns zum ersten Mal trafen. Im Einstein Unter den Linden war das, und er rauschte mit seinem Motorrad an und die Chemie am Tisch änderte sich schlagartig. Wow, Liefers kommt! Wahnsinn! (Also, ich dachte das. Die anderen waren ja Profis. Aber man hat gemerkt, wie viel Wertschätzung man ihm entgegenbringt). Und dann erzählte er, dass er das Buch gelesen hat (und glaubt mir, das tun wirklich nicht alle! :), stellte Fragen, war unglaublich interessiert und umwerfend nett.
Auch heute wieder. Der Produzent Dietrich Kluge und ich standen auf der Straße vorm ZDF-Studio, wo eine Szene gedreht wird. Regisseur Carlo Rola war noch unterwegs von einem anderen Drehort. Es gibt Leute, die grüßen kurz und verschwinden dann in ihrem geheizten Wohnwagen. Liefers blieb bei uns, erzählte vom Dreh, zeigte uns Fotos, stand im eiskalten Wind und riss Witze. Das kann er fast noch besser als spielen :)).
Ich weiß natürlich, so ein Filmdreh ist für alle, die dabei sind, harte Arbeit. Für mich als Zaungast aber sind das einfach nur aufregende und schöne Wochen. Die Befangenheit vor den großen Stars hat sich mittlerweile gelegt, glücklicherweise. Aber mitzuerleben, wie aus einer Geschichte ein Film wird, ist eine verdammt großartige Sache.
Morgen ist der letzte Drehtag in Berlin, dann geht es nächste Woche nach Görlitz, und dann ist Schluss. Vorerst. Wenn „Die letzte Instanz“ genauso erfolgreich wird wie „Das Kindermädchen“, dann hoffe ich sehr, dass wir auch den dritten Vernau noch machen dürfen. Der vierte ist jedenfalls als Roman gerade im Entstehen.
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …