Jan Josef Liefers

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Die letzte Instanz (2014)

Inhalt:

Die letzte InstanzDer Rechtsanwalt Joachim Vernau (Jan Josef Liefers) zählte zu den ganz Großen der Anwaltszunft. Nach seinem letzten Abenteuer („Das Kindermädchen“) wurde er nach eigenen Worten allerdings einen Kopf kürzer gemacht und muss seither kleinere Brötchen backen. Unerschütterlich kämpft er dennoch mit seiner Kollegin Marie-Luise Hoffmann (Stefanie Stappenbeck) in abgewrackten Kanzleiräumen in der Winterkälte ohne Heizung und mit selbst gemachten Visitenkarten weiter für die gute Sache. Nur ist es nicht ein Fall von 20 Mio. Euro Steuerhinterziehung, sondern lediglich ein Bagatellfall von 20 Euro Ladendiebstahl und damit bringen sie ihre Kanzleigemeinschaft finanziell auf keinen grünen Zweig.

Vernau kann seinen obdachlosen Mandanten Hans-Jörg Hellmer (Udo Samel) nicht vor einer Verurteilung wegen eben dieses Ladendiebstahls bewahren, dann wird Hellmer vor dem Gerichtsgebäude auch noch fast von einer älteren Dame, Margarethe Altenburg (Gudrun Ritter), erschossen. Hellmer kann fliehen und die alte Dame erleidet einen Schwächeanfall. Ungefragt sowie zunächst ungewünscht drängt Vernau ihr seine Hilfe auf.Noch während Vernau auf Wunsch von Altenburg nach Görlitz reist und dort auf einen ihrer Weggefährten, Otmar Koplin (Rolf Hoppe) trifft, verstirbt die alte Dame. Mit Hilfe von Marie-Luise und dem Journalisten Alttay (Rolf Kanies) versucht Vernau, Licht ins Dunkel zu bringen, was ihn binnen kurzer Zeit in einen neuen Fall verwickelt, denn es scheint eine Verbindung zwischen Altenburg, Hellmer und Koplin zu geben. Und welche Rolle spielt Rosie von der Bahnhofsmission (Sandra Borgmann)? Alle scheinen ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit zu haben.

Unbeeindruckt von den noch kalten Märztagen in Berlin und seiner etwas glücklosen Lebenssituation bleibt Vernau an dem Fall dran. Seiner Beharrlichkeit und seinem Charme kann dann letztlich auch die Staatsanwältin Salome Noack (Katharina Müller-Elmau) nicht widerstehen.

Als dann plötzlich Hellmer stirbt und der Gerichtsmediziner,  Professor Michael Tsokos (himself), einen natürlichen Tod ausschließt, wird Vernau klar, dass er Hinweise zur Lösung des Falles in der Vergangenheit in Görlitz suchen muss und er wird dort fündig…

Natürlich fehlen auch dieses Mal Mutter Vernau (Elisabeth Schwarz) und Hüthchen (Carmen-Maja Antoni) nicht.

von Mara_Thoni


Gabi meint:

Der Film hat mir gefallen. Vernau ist so ein grundsympathischer Typ, und die meisten anderen Rollen glaubhaft, von der bereits erwähnten Staatsanwältin abgesehen, hier wurde wirklich Potential verschenkt. Vielleicht wollte der Film einfach zu viel und musste daher zwangsläufig einige Themen nur streifen (Treuhand!) und Charaktere unausgearbeitet lassen. Das ist in einigen Fällen durchaus ein Plus,  der „Graue“ bleibt geheimnisvoll, Nebenfiguren wie der Journalist oder der obdachlose Studienkollege erhalten in kurzen Szenen Kontur und sind nicht nur Statisten, so etwas mag ich. Den Mann der Staatsanwältin hingegen und das Verhältnis dieses sonderbaren Paares zueinander fand ich nicht so gelungen. Das war entweder zuviel oder zuwenig und hinterließ nur eine gewisse Ratlosigkeit, was das nun sollte.

Jan Josef Liefers schlüpft einmal mehr so perfekt in die Rolle, dass ich zeitweise tatsächlich vergessen habe, wer da spielt. Ehrlich. Das war Joachim Vernau, dem ich da zugesehen habe. Mit Boerne sehe ich nun überhaupt keine Ähnlichkeit, darauf kann auch nur kommen, wer seine vorgefasste Meinung hegt und pflegt…

Was die Buchvorlage angeht, ich kann alle Teile nur empfehlen, Elisabeth Herrmanns versteht es vortrefflich, Mensch und Situationen lebendig werden zu lassen.


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Das Wunder von Lengede (2003)

Inhalt:

Es ist das Jahr 1963. Der kleine Ort Lengede in Niedersachsen lebt vom Eisenerzabbau. Nahezu alle Männer im Ort verdienen ihr Geld mit dem Untertagebau, so auch Franz Wolbert (Heino Ferch) und Bruno Reger (Jan Josef Liefers). Für die beiden Freunde scheint alles perfekt zu sein. Jeder von ihnen hat eine glückliche kleine Familie, sie spielen in ihrer Freizeit Fußball und arrangieren sich mit ihrem harten Job. Das gleiche gilt jedoch nicht für die Ehefrauen der beiden. Helga (Nadja Uhl) macht sich ständig Sorgen um Franz, weil sie weiß, wie gefährlich der Eisenerzabbau ist und Renate (Heike Makatsch) träumt davon mit Bruno und ihrer gemeinsamen Tochter nach Kanada auszuwandern, um der Enge Lengedes zu entkommen. Leider hegen die beiden Männer wenig Ambitionen, ihr derzeitiges Leben aufzugeben.

Am Morgen des 24. Oktobers beginnt der Tag wie immer. Die Kumpel machen sich bereit für einen weiteren harten Arbeitstag in den Tiefen der Bergwerksstollen. Was sie nicht ahnen ist, dass Harald Hansen (Sylvester Groth), der Bergwerksingenieur des Unternehmens, ernste Sorgen bezüglich eines Klärteichs geäußert hat, der viel zu stark mit Wasser gefüllt ist.

Der Chef des Unternehmens Heiner Dietz (Günther Maria Halmer) spielt die Gefahr herunter, aber da ist es bereits zu spät. Der Teich bricht und gewaltige Wassermassen beginnen die Stollen zu füllen. Viele von ihnen brechen zusammen und schneiden jeglichen Fluchtweg ab. Für viele der Kumpel kommt die Katastrophe zu überraschend, sie werden von den Fluten in den Tod gerissen.

So leicht geben Franz und Bruno aber nicht auf. Zusammen mit weiteren Kumpeln gelingt es ihnen, sich einen Weg zu einem längst aufgegebenen Bergwerksabschnitt zu bahnen, wo sich eine Luftblase gebildet hat, doch der Preis für diese Flucht ist hoch. Nicht alle schaffen den gefährlichen Weg ans rettende Ziel.

Inzwischen hat sich das Unglück auch an der Oberfläche herumgesprochen. Die Frauen und Kinder der Bergleute strömen an die Tore des Unternehmens, doch sie bleiben im Ungewissen. Als erste Tote aus den Stollen geholt werden, wird die Angst nur umso größer. Helga und Renate sind hin- und hergerissen zwischen Hoffen und Bangen. Sie versuchen sich gegenseitig Mut zu machen, doch je mehr Zeit vergeht, desto schneller schwindet die Hoffnung.

Die Bergleute harren über Tage in dem Abschnitt aus, den man im Volksmund den „Alten Mann“ nennt, doch von Sicherheit kann hier keine Rede sein. Noch gibt es keinen Ausweg. Je mehr Zeit vergeht, desto aussichtsloser wird die Lage. Die Nerven liegen blank, einige drohen wahnsinnig zu werden.
Sie alle klammern sich an die immer kleiner werdende Hoffnung gerettet zu werden.

Doch an der Oberfläche sieht die Welt ganz anders aus. Nach mehreren Tagen beschließt Dietz, die Suche nach weiteren eingeschlossenen Kumpeln einzustellen und den Betrieb im Bergwerk wieder aufzunehmen. Für viele, die immer noch hoffen, ist das Entsetzen groß. Jürgen Grabowski (Armin Rohde), der Bohrtruppleiter, will noch nicht aufgeben. Schon lange hält sich im Ort die Vermutung, dass sich die letzten Überlebenden im Alten Mann aufhalten. Eine Suchbohrung wird also veranlasst.

Neue Hoffnung keimt auf, als man tatsächlich auf Lebenszeichen stößt. Doch noch fehlen die Mittel, um die Verschütteten sicher aus dem Bergwerk zu holen. Der Wettlauf gegen die Zeit geht weiter.

von Jolli


Jolli meint:

Ich habe mir schon gedacht, dass der Film sehr dramatisch sein wird, aber dass er mich doch so fesseln konnte, hätte ich nicht vermutet. Ich habe mich absichtlich vorher nicht über die historischen Hintergründe informiert, damit ich mich vollkommen von den Ereignissen überraschen lassen kann (diesen Fehler hab ich damals beim „Untergang der Pamir“ schon gemacht). Trotzdem war mir relativ schnell klar, dass Bruno Reger diese ganze Sache nicht überleben wird. Die Hinweise waren zu deutlich. Dennoch hat sich bei mir zeitweise so etwas eingestellt, was ich gerne den Titanic-Effekt nenne: man weiß genau, dass es schlecht ausgeht, aber man hofft trotzdem auf ein Happy End.
Spannend fand ich das Ganze trotzdem. Bei der Szene mit den Klopfzeichen bin ich fast wahnsinnig geworden, weil ich schon dachte, die lassen diese Chance wirklich noch verstreichen.
Dietz‘ Handeln hingegen, dem der Betrieb wichtiger scheint als Menschenleben, wirkt fast schon klischeehaft.

Im Film sieht man einige bekannte Gesichter: Thomas Heinze, Benjamin Sadler, Katharina Wackernagel, Gilbert von Sohlern (neben den im Inhalt genannten), um nur einige zu nennen. Auch Axel Prahl ist mit von der Partie (auch wenn seine Figur nicht allzu sehr Aufmerksamkeit erregt). Leider reicht die Zeit nicht, um alle Charaktere zu beleuchten, obwohl sehr viel Potential da wäre. Einige sterben leider viel zu früh.

Es ist sicher kein Film für sanfte Gemüter, wenn man bedenkt, wie brutal es manchmal zugeht. Aber große Übertreibung ist es sicher nicht. Bergbau war und ist noch immer ein knochenharter und gefährlicher Job. Wenn dann am Ende die Überlebenden in dieser furchtbar engen Kapsel nach oben gezogen und von der jubelnden Menge empfangen werden, dann fühlt man sich an die Bilder von 2010 erinnert, als 33 chilenische Bergleute nach Monaten gerettet wurden.
Ein glückliches Ende für den Film? Vielleicht. Aber ein trauriger Nachgeschmack bleibt.


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Tatort – ‚Das zweite Gesicht‘ (2006)

Inhalt

Das zweite Gesicht (4)Roswitha Brehm gilt als ein erfahrenes Medium, weshalb sie immer wieder von Menschen zu Rate gezogen wird, die auf konventionelle Art sonst keine Antwort auf ihre Fragen bekommen. Als sie jedoch für einen Klienten in der geheimnisumwitterten Steinhagen-Villa tätig wird, muss sie das mit dem Leben bezahlen. Auf den ersten Blick sieht alles wie ein Unfall aus, doch Boerne entdeckt die wahre Todesursache: der herzkranken Frau wurde Ketamin verabreicht, was zum Herzstillstand führte. Unter Verdacht gerät deshalb sofort ihr Patensohn Dr. Hanno Mittenzwey, der für ihre Medikamente verantwortlich war. Doch dieser ist überzeugt davon, dass ihr Tod etwas mit ihrem letzten Auftrag zu tun gehabt haben muss. Leider bleiben die Aufzeichnungen der Sitzungen verschwunden.

Nadeshda beschäftigt zwischenzeitlich der Kältetod eines Obdachlosen. Auch wenn alles danach aussieht, dass der arme Mann an den Folgen des momentan vorherrschenden extremen Winters gestorben ist, stellt Boerne fest, dass der Mann mit Wasser übergossen wurde, was doch eher auf Mord hindeutet. Manni, der ebenfalls in der verlassenen Hausruine gehaust hat, möchte aber keine Aussage zu dem Vorfall machen.

Der Tod der Hellseherin gibt viele Rätsel auf. Thiel bezweifelt, dass der paranoide Nachbar Eugen Krawzyk etwas mit dem Mord zu tun hat, doch weil er fast ununterbrochen die Wohnung der Toten beobachtet hat, könnte er ein wichtiger Zeuge sein.

Der Kommissar muss sich wohl oder übel mit dem noch immer nicht geklärten Familiendrama der Steinhagens beschäftigen. Einst wurde die Familie in einem blutigen Massaker in der Villa getötet, doch die Leichen der Eltern und des Sohnes blieben bis heute verschwunden. Einzige Überlebende ist die Tochter Franziska, die damals in einem Internat lebte.  Boerne verdächtigt sie bis heute, doch ein Beweis fehlt.

Franziska gibt zu, Roswita Brehm beauftragt zu haben, ihre Fähigkeiten einzusetzen, um zu klären, was damals geschehen ist. Sie möchte aber mit alldem abschließen und endlich ihre Familie standesgemäß bestatten lassen. Hat sie wirklich etwas mit dem Mord zu tun?
Thiel bleibt hartnäckig und stößt dabei auf eine Überraschung.

von Jolli

Gastdarsteller

  • Lavinia Wilson
  • Hans-Jochen Wagner
  • Alexander Hörbe
  • Gudrun Ritter
  • Paul Faßnacht
  • Sebastian Kroehnert
  • Markus John


Jolli meint:

Jetzt wird es also übersinnlich. Akte X lässt grüßen, nicht nur was die Hellseherin angeht. Da wirkt es fast schon paradox, dass ausgerechnet Boerne, der sonst so rationale Mann der Wissenschaft, den Part der Figur übernimmt, die an das Übersinnliche glaubt, während Thiel zum kritischen Skeptiker wird. Aber die beiden haben in dieser Folge auch noch ein anderes Problem zu klären: die defekte Heizung. Gegenüber seinem Mieter zeigt sich Boerne natürlich gelassen und tut so, als hätte er alles im Griff. Dabei macht ihm die Anlage ganz schön Sorgen, weil die Reparatur einen hohen Geldbetrag verschlucken wird.
Finanzierungshilfe erhofft er sich wohl deshalb von riskanten Aktienspekulationen und dabei vertraut er ausgerechnet einer Hellseherin.

Viele Szenen in dieser Episode zeigen mal wieder ein amüsantes Zusammenspiel zwischen den beiden Hauptcharakteren. Während sich Thiel in seiner eiskalten Wohnung notdürftig mit einem Toaster die Finger zu wärmen versucht, läuft Boerne im T-Shirt durch seine Räumlichkeiten, weil die drei großen Heizlüfter die Hitze einer Sauna verbreiten. Aber ein Karl-Friedrich Boerne schwitzt lieber, als vor seinem Nachbar zuzugeben, dass er mit dem Heizungs-Problem überfordert ist.
Aber Thiel scheut sich in so einem Fall nicht, es sich auch mal bei Boerne auf dem Sofa gemütlich zu machen, egal wie dieser toben mag. Auch wenn wir in jeder Folge diesen amüsanten Nachbarschaftskrieg zwischen den beiden zu sehen bekommen, wird es in diesem Fall mehr denn je deutlich, dass die beiden trotz getrennter Wohnungen eigentlich in einer verrückten Männer-WG leben.

Gleich mehrmals provoziert Boerne andere – vor allem körperlich stärkere – Leute, was doch wieder für eine gewisse Ignoranz spricht. Wahrscheinlich ist ihm gar nicht bewusst, dass nicht jeder so geduldig seine Bemerkungen über sich ergehen lässt wie Thiel. Aber – so bemerkt auch der Kommissar sehr richtig – irgendwann kann das auch mal böse ins Auge gehen.
Selbst Thiel bewegt sich manchmal am Rand seiner Toleranz, was Boerne doch ein kleinwenig zu denken gibt. Als Thiel mit voller Kraft bei der nächtlichen Suche im Wald einen Zaunpfahl niedertritt, fragte Boerne leicht nervös: „Woran haben Sie denn gerade gedacht?“
Thiel antwortet zwar: „Dass mein Grog inzwischen kalt ist.“ Aber Boerne realisiert sehr wohl, dass er Thiel nicht zur Weißglut bringen darf. Für einen Moment hat er wahrscheinlich sich anstelle des Zaunpfahls gesehen.

Am Ende muss auch Boerne einsehen, dass Thiel noch verborgene Talente hat. Aber würde er das ihm gegenüber zugeben? Niemals!

Alles in allem also eine durchwegs spannende Geschichte mit getroffener Situationskomik. Nur leider wird der ganze Fall gegen Ende hin – zumindest aus meiner Sicht – ziemlich verworren, sodass es schwer ersichtlich wird, wie nun die beiden Fälle in dieser Folge eigentlich zusammenhängen.



Ein Kommentar

Tatort – ‚Fakten, Fakten‘ (2002)

Inhalt

Tatort Fakten Fakten (3)Eigentlich hat sich Bernhard Dreiden ein gemütliches Wochenende mit seinen beiden Kindern erhofft, die sonst bei seiner geschiedenen Frau Agatha leben, doch die beiden sind längst von ihrem Vater entfremdet und schließen sich in ihrem Zimmer ein. Die Lage verbessert sich nicht gerade, als ausgerechnet vor seinem Haus ein Mord geschieht und es sich bei dem Opfer auch noch um den krankhaft eifersüchtigen Freund von Juliane Kraft handelt, mit der Dreiden einst ein Verhältnis hatte.

Für Thiel spricht alles dafür, dass es sich bei Dreiden um den Täter handeln muss, doch Boerne weigert sich strikt diese Anschuldigung zu akzeptieren, denn Dreiden ist ein alter Studienfreund von ihm, dem er eine solche Tat einfach nicht zutraut. Hartnäckig versucht der Rechtsmediziner Hinweise zu finden, die Dreidens Unschuld beweisen, auch wenn alle Fakten gegen den Mann sprechen, vor allem, als auch noch die Tatwaffe in seinem Haus gefunden wird.

Die beiden Kinder scheinen etwas gesehen zu haben, schweigen jedoch. Thiel ermittelt auch im unmittelbaren Umfeld des Opfers und macht dabei Bekanntschaft mit der attraktiven Juliane Kraft und ihrem liebenswerten Sohn Max. Je länger der Hauptkommissar nachforscht, desto klarer wird auch ihm, dass Dreiden womöglich nur das Bauernopfer ist, dem der Mord in die Schuhe geschoben werden soll. Vielmehr erweckt nun Julianes Exmann und dessen Mutter seinen Verdacht. Thiel wittert ein Familiengeheimnis, das er zu lüften versucht.

Und er muss sich beeilen, denn plötzlich verschwindet auch Juliane spurlos. Ist sie ebenfalls einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Thiel kümmert sich um den kleinen Max und durch ihn erhält er auch endlich die Möglichkeit, Dreidens Kinder zu einer Aussage zu bewegen, die ein ganz neues Licht auf den Fall wirft.

von Jolli

Gastdarsteller

  • Oliver Stritzel
  • April Hailer
  • Michael Schiller
  • Vasiliki Roussi
  • Gudrun Ritter
  • Gertrud Roll
  • Martin Kurz
  • Oliver Bokern
  • Thomas Kylau


Gabi meint:

Gleich zu Beginn erhält Boerne einen riesigen häßlichen Pokal: Er hat in seinem Club ein Springreiten gewonnen (Awesome Skill No. 1 – wir sollten eine Liste machen). Die Szene dient zur Verdeutlichung, dass er sich auf dem gesellschaftlichen Parkett zu Hause fühlt (im Gegensatz zu Thiel), und für die Episode stellt sie den Bezug zum Hauptverdächtigen Professor Dreiden her, der demselben Club angehört und seit Jahren mit Boerne befreundet ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Boerne seinem Freund nicht geholfen hätte, seine Kleider verschwinden zu lassen, um eventuelle belastende Spuren zu beseitigen – aber Thiel ist dabei, damit ist das keine Option, stattdessen konzentriert Boerne sich darauf, Beweise zur Entlastung Dreidens zu finden.

Boerne darf in dieser Folge ausgiebig mit seinen fachlichen Fähigkeiten glänzen. Seine anschauliche Demonstration des wahrscheinlichen Tathergangs ist recht unterhaltsam, und er trägt schließlich entscheidend zur Lösung des Falles bei.

Was mir nicht so ganz klar ist: wieso eigentlich verdreht jeder unweigerlich die Augen, sobald Boerne den Mund aufmacht oder auch nur einen Raum betritt? Seine Art ist manchnal etwas übereifrig, aber was er sagt, hat Hand und Fuß. Natürlich ist es für Thiel anstrengend, Boerne quasi rund um die Uhr ausgeliefert zu sein, aber andererseits sollte er ihn doch gerade deshalb besser kennen. Nun, Vorurteile leben lang, doch im Lauf der Folge kommt es tatsächlich zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit der beiden Antagonisten. Zusammen Wäsche waschen verbindet.


Jolli meint:

Im Vergleich zur Pilotfolge rutscht diese Episode leicht ab. Humor und schlagfertige Dialoge sind auch hier inbegriffen, allerdings sagt mir der Plot nicht ganz zu. Trotz ausgiebiger Ermittlungen kristallisiert sich relativ schnell heraus, was mit Juliane geschehen ist und wer der Mörder ist. Wirklich süß ist aber natürlich der kleine Max, der vermutlich dazu da war, die Seite der fürsorglichen Vaterfigur bei Thiel zu wecken.

Boernes problematische Lage in dieser Folge ist vermutlich ein weiterer Schritt, seine generelle Konfliktsituation zwischen alten Bekanntschaften und dem Arm des Gesetzes hervorzuheben. Dass er vollkommen in diesen elitären Lebensstil integriert ist, zeigt bereits die Siegerehrung am Anfang der Episode. Dass dann auch noch ausgerechnet der Hauptverdächtige ein alter Freund ist, macht es für ihn nicht einfach, objektiv an den Fall heranzugehen.
Aber es bietet auch die Möglichkeit zu zeigen, dass Boernes Wort nicht als in Stein gemeißelt von allen sofort akzeptiert wird, sondern dass durchaus der sonst so integrierte Rechtsmediziner um seine Anerkennung kämpfen muss.

Nun kann er beweisen, was er an Fachwissen alles drauf hat und wie weit diese Kompetenz reicht, muss Thiel schlussendlich auch erkennen. Es ist klar, dass gerade in dieser Anfangsphase das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Hauptcharakteren erst noch aufgebaut werden muss. Die Szene im Waschkeller trägt auf ihre Weise wohl irgendwie dazu bei. Vor allem aber gefällt mir die kurz darauf folgende Szene in der Turnhalle, in der Boerne Thiels Arbeit vor der Staatsanwältin verteidigt.
Klemm: „Seit wann ist er Ihr Anwalt? Haben Sie zusammen eine Leiche vergraben?“
Thiel: „Wir haben zusammen Wäsche gewaschen.“
Das sagt doch irgendwie alles.
Und dass trotz der ständigen Konflikte auch Boerne erkennt, wie wichtig die Zusammenarbeit mit Thiel ist, wird in einer letzten Szenen sehr deutlich. Statt wie zu erwarten war, die Lorbeeren ganz für sich zu beanspruchen entgegnet er auf Klemms Frage: „Wir betrachten uns eigentlich eher als ein Team. Da ist einer nichts ohne den anderen.“
Ein Satz, der eigentlich noch für alle zukünftigen Münster Tatorte zentral sein wird.

Insgesamt also eine wichtige Episode für die Charakterzeichnung, doch der Fall an sich ist doch eher etwas lasch.