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Tatort – ‚Dreimal schwarzer Kater‘ (2003)

Inhalt

Dreimal schwarzer Kater_01

NDR/WDR/Michael Böhme

Alles beginnt mit einem tragischen Tod in einem Behindertenheim. Die junge Lisa Zenker, die seit einem Autounfall vom Hals abwärts gelähmt war, wird tot in ihrem Zimmer gefunden.  Alles sieht nach Selbstmord aus, doch ihr Vater, der völlig betrunken auftaucht, ist ganz anderer Meinung. Er hält Andreas Weis für den Mörder, der auch einst seine Tochter über den Haufen gefahren hat.

Bei all diesen Ereignissen ist Boerne nicht weit, denn er hat auf Alberichs Überredungen hin in eben jenem Heim, um das es finanziell nicht gut steht, ein kleines Klavierkonzert gegeben. Die Leiterin Katharina Stoll, die selbst im Rollstuhl sitzt, kämpft hartnäckig um jede Spende, um zu verhindern, dass das Heim geschlossen werden muss. Ein Todesfall ist da nicht gerade hilfreich, aber sie kann auch verstehen, dass das verzweifelte Mädchen keinen anderen Ausweg gesehen hat.

Boerne findet schnell Gefallen an der kecken Katharina und lädt sie zum Essen ein, während Thiel eigentlich keinen Grund sieht, umfassende Ermittlungen wegen der toten Lisa einzuleiten. Dies ändert sich aber schlagartig, als Weis getötet und sein Haus in Brand gesteckt wird.
Der erste Verdacht fällt natürlich auf den rachsüchtigen Helmut Zenker, doch es scheint noch eine andere Spur zu geben, die zum Anwalt Christof Duge führt.

Boerne und Katharina kommen sich in der Zwischenzeit näher, doch Thiel bleibt skeptisch, denn er hat das Gefühl, dass die reizende Heimleiterin noch etwas verbirgt. Als auch Boerne sie eines Abends beobachtet, wie sie Dokumente aus einem Bahnhofsschließfach holt, die sie Anwalt Duge übergibt, wird er misstrauisch und konfrontiert sie mit seinen Verdächtigung, was natürlich einen heftigen Streit nach sich zieht.
Dabei hat der Rechtsmediziner schon genug Probleme, denn das moderne Computerprogramm, das eigentlich perfekte Gesichtsrekonstruktionen erstellen soll, funktioniert nicht und der angereiste Experte aus London ist ein junger, verrückter Kerl, der nur arbeiten kann, wenn er genug Haschisch konsumiert hat.

Während Thiel versucht, aus Zenker eine klare Aussage herauszubekommen, beschattet Boerne Katharina auf eigene Faust und kommt hinter ein schmutziges Geheimnis, das schließlich auch die Heimleiterin selbst in Lebensgefahr bringt.

von Jolli

Gastdarsteller

  • Oliver Bokern
  • Caroline Peters
  • Christian Goebel
  • Wolfgang Packhäuser
  • Stephan Bissmeier
  • Bernd Grawert
  • Maximilian von Pufendorf
  • Mario Mentrup


Gabi meint:

Boerne untersucht einen Leichenfundort im Abendanzug mit weißem Schal, denn eigentlich ist er auf dem Weg zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung, um dort als Pianist eine Beethovensonate vorzutragen (Awesome Skill No. 2). Dabei begegnet er der attraktiven Rollstuhlfahrerin Katharina, die ihm an Scharfzüngigkeit und schwarzem Humor mindestens ebenbürtig ist, und er beginnt alsbald heftig mit ihr zu flirten, indem er sie zum ‚Essen auf Rädern‘ einlädt. Beide kommen sich näher, und Boerne scheint sich ernsthaft zu verlieben; die Beziehung scheitert jedoch, wobei nicht ganz klar wird, ob es nun an Katharinas Verwicklung in den Fall liegt oder daran, dass er mit ihrer Behinderung nicht zurecht kommt.

Eine echte Highlight-Folge, nicht nur für Boerne-Fans. Dialoge und Situationskomik sitzen und sind nie überzogen. JJL scheint in seiner Rolle jetzt so richtig angekommen zu sein; wo manches in den ersten beiden Folgen doch noch etwas gekünstelt wirkte, ist seine Gestik jetzt immer noch expressiv, aber im Rahmen des Realistischen. Dasselbe gilt für Sprache und Stimme. Das ist wirklich der Boerne, dem man ohne weiteres auch im realen Leben begegnen könnte.

Der stimmige Fall, die durchweg guten Darsteller und der niedliche Computerfreak Archie runden das Ganze ab.


Jolli meint:

Das ist schon eher wieder eine Episode nach meinem Geschmack. Schon die erste Szene mit Boerne im feinen Frack, wie er im dreckigen Baustellenloch die Knochen der Wiedertäufer begutachtet, finde ich schon genial, aber schon gleich danach beweist der Professor eindrücklich, dass er nicht nur ein gutes Gehör für klassische Musik, sondern durchaus auch das Talent zum großen Pianisten hat. Unschlagbar ist, wie kindlich beleidigt er hinterher auf die Kritik von Katharina reagiert.

Überhaupt gefällt mir diese ganze „Liebesgeschichte“ zwischen Boerne und Katharina sehr. Als Tatort-Fan weiß man aber eigentlich schon von Anfang an, dass das nicht gut ausgehen kann. Sowohl Boerne, als auch Thiel sind für die Serie als Einzelgänger konzipiert, da müssen alle zaghaften Ansätze einer entstehenden Beziehung früher oder später scheitern.
Bevor dies aber in dieser Folge geschieht, zeigt sich Boerne wirklich von seiner charmanten Seite. Er lädt Katharina schick zum Essen ein und rackert sich beim Joggen ab, nur um sie zu beeindrucken.

Leider kommt es dann aber bald zum Konflikt und man merkt sehr deutlich, dass Boerne tief getroffen ist von der Tatsache, dass Katharina ihn belügt und in illegale Deals verwickelt ist. Aber wahrscheinlich ist das insgeheim auch nur ein vordergründiger Beweggrund und in Wahrheit steckt in Boerne eine gewisse Angst vor Katharinas Behinderung.

Zu meinen Lieblingsstellen gehört die Szene, als er nach der Joggingtour den unheimlichen Beobachter mit lautstarken Worten vertreibt. Da kommt doch trotz allem ein gewisser Beschützerinstinkt durch. Auch später, als er auf den Anruf hin sofort in das Restaurant fährt, weil sich Katharina bedroht fühlt. Obwohl er eigentlich gekränkt ist von ihrem Vorgehen, beweist das doch, dass er ernsthafte Gefühle für sie hat.

Der Knoten platzt dann, als Boerne nicht mehr länger seinen Frust verschweigen kann und sie damit konfrontiert, dass er von ihren Geschäften Bescheid weiß. Spätestens da wird klar, dass aus dieser Beziehung nichts wird. Fast schon traurig ist dann später die Stelle, als er mit ihr nochmal redet und er sich eingestehen muss, dass er sie trotz allem nie wie einen Menschen sehen wird, der nicht im Rollstuhl sitzt.

Neben all diesen Emotionen gibt es aber natürlich auch wieder genug witzige Momente. Unschlagbar ist der legendäre Briefkasten oder Archie, der verrückte Freak, der sich in kein Transportmittel setzt und Boerne mit seiner durchgeknallten Art ganz schön auf den Keks geht. Die nächtliche Verfolgung von Katharina am Bahnhof ist einfach klasse oder die Szene, als Thiel in Boernes Wohnung kommt und statt dem gewohnten Wagner harte Rockmusik zu Ohren bekommt.

Die vielen Lieblingsstellen beweisen, dass dies meiner Meinung nach eine sehr gelungene Episode ist. Der eigentliche Kriminalfall ist trotz der Todesopfer relativ harmlos. Zentral sind tatsächlich die Emotionen, die hierbei besonders bei Boerne einen doch weichen Kern offenbaren, vor dem Hintergrund der Konfliktfrage, wie Menschen mit Behinderungen in der heutigen Gesellschaft klarkommen.