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Tatort – ‚Schwanensee‘ (2015)

Inhalt:

© WDR/Willi Weber

© WDR/Willi Weber

Prof. Karl-Friedrich Boerne ist auf dem Weg in den Urlaub. Doch noch befindet er sich in der Testphase, nämlich in voller Tauchermontur mitten in seinem Wohnzimmer, als im Therapiezentrum „Schwanensee“ die Leiche von Mona Lux gefunden wird. Auf dem Grund des hauseigenen Schwimmbades und mit Gewichten beschwert. Und Andreas Kullmann, der wie jeden Morgen dort seine Bahnen gezogen hat, will die Tote nicht bemerkt haben.

Schwer vorstellbar, findet Kommissar Frank Thiel. Aber „Schwanensee“ ist eine psychiatrische Einrichtung und Kullmann Autist. Der Kreis der Verdächtigen ist zwar klein, die Situation aber unübersichtlich. Als Silke Haller, alias Alberich, im Blut der Toten ein starkes Narkotikum findet, verzichtet Boerne selbstredend auf seinen Urlaub: Wie soll dieser Fall ohne seine Hilfe gelöst werden?

Eigenmächtig mischt er sich als Therapeut unter die „Schwanensee“-Patienten. Doch über die Tote findet er dabei ebenso wenig heraus wie die Kommissare Thiel und Nadeshda Krusenstern. Mona Lux hatte keine Angehörigen, keine Adresse und hieß vielleicht nicht einmal Mona Lux. Aber sie hatte eine Beziehung zum Restaurantbesitzer Alberto DiSarto, gegen den wegen schweren Steuerbetruges ermittelt wird. Und Nadeshda Krusenstern wird das Gefühl nicht los, Mona Lux früher schon einmal gesehen zu haben.

[Quelle: ARD]


Gastdarsteller

  • Robert Gwisdek
  • Christa Rockstroh
  • Nadja Zwanziger
  • Matthias Hörnke
  • Juliane Fisch
  • Frank Voß
  • Roberto Guerra
  • Sarah Hostettler
  • Hanns Jörg Krumpholz
  • Mohamed Achour
  • Andreas Helgi Schmid
  • Manuela Alphons

ARD XL-Trailer

Tele.ch-Trailer


Baggi meint:

Schwanensee – was für ein schöner Tatort! Und damit meine ich nicht nur die spektakuläre Leistung des Kameramannes und die tollen Locations.

Ich mach’s kurz:
Faszinierend gefilmt, etwas unaufgeregter, nicht jeden Kalauer um jeden Preis verballernd – ich liebe die Folge!

Boerne und sein Zusammenspiel vor allem mit einem der Bewohner der Anstalt erinnern an Glanzpunkte in den besten frühen Folgen (Sag’ nichts u.ä.). Der Professor darf einfach einmal wieder beweisen, dass er nicht nur Verstand, sondern auch Herz hat. Wunderbar!
Außerdem agieren er und seine Alberich zusammen so liebevoll wie seit Jahren nicht mehr. Selten durfte Frau Haller so deutlich zeigen, wie sie ihren Chef durchschaut. Ich hätte den beiden noch ewig zuschauen können! Eine echtes Highlight dieser Folge.

Einzig Thiel musste wieder etwas viel herummosern… wenn auch nicht so sehr gegen Boerne diesmal, sondern gegen alle anderen. Vor allem auch gegen Nadeshda, das Verhältnis zwischen den beiden war mir etwas zu angespannt. Das ist schade, das ginge auch anders. Bei ihm hätte ich gern etwas öfter das verschmitzte, augenzwinkernde Miniatur-Lächeln gesehen, das er in den ersten Episoden so gut drauf hatte. Er hat diese mürrisch-prollige Art gar nicht nötig, er kann auch anders. Trotzdem hatte er auch herrliche Szenen, keine Frage!

Immer wieder gibt es echte Lacher im Film, meist im Zusammenhang mit den Bewohnern der Anstalt. Was diese angeht, finde ich sie genial gecastet, aber es wird garantiert wieder ein Dutzend sogenannter (selbsternannter?) Kritiker geben, die dem Tatort Oberflächlichkeit und Eindimensionalität in ihrer Darstellung vorwerfen. Die Leute werden ihnen nicht echt genug sein, nicht glaubwürdig genug in ihren Konflikten.
Ich persönlich sage: man konnte nicht jedem der Bewohner ein halbes Dutzend Marotten an den Hals flicken, die Zeit hätte niemals gereicht, sie alle vernünftig zu beleuchten.  So wie sie sind, sind sie hingegen wunderbar. Jeder hat einen Spleen, der ihn weiß Gott genug einschränkt – und allen Schmunzlern zum Trotz sind sie dabei stets liebenswert.

Gleiches gilt für Frau Klemm, die ein paar echte Brüller abliefert und auch für Vaddern, der den Running Gag des Filmes einläutet. Dieser war dann zwar ab dem ersten Mal vorhersehbar, aber ich glaube, allein deshalb habe ich noch mehr darüber gelacht.

Meine Meinung: eine Top-Folge! Vor allem für die, denen wichtig ist, dass Boerne nicht zur reinen eklig-arroganten Witzfigur verkommt, wie zum Beispiel in Summ, summ, summ, sondern allen Verrücktheiten und aller Genialität zum Trotz liebenswert und ernstzunehmen ist.


Manu meint:

Wie wohl die meisten musste ich bis zur TV-Austrahlung warten, da ich bei der Kino-Preview von „Schwanensee“ in Münster nicht dabei sein konnte. Ich hatte nun schon so einiges von meiner Teamkollegin Baggi gehört, so dass die Neugier kaum noch auzuhalten war.

Mein persönliches Fazit nach dem gestrigen Fernsehabend: ganz große Klasse! Auf diese Darstellung der Charaktere haben wir schon so lange gewartet! Ein Boerne, der mal kein übertriebener Arroganzling sein musste, der, entgegen dessen, was man in vergangenen Folgen leider oft serviert bekam, menschlich, liebenswert und trotzdem schlagfertig sein durfte. Die kleinen Seitenhiebe gegen Alberich kamen völlig ohne verächtliche Sprüche aus und auch das Wortgefecht zwischen dem Rechtsmediziner und Thiel hatten das richtige Maß. So hat es endlich wieder Spaß gemacht! Ansonsten schließe ich mich voll und ganz der Meinung von Baggi an.

Wenn man sich jetzt am Tag nach der Erstausstrahlung die Kommentare in Presse und Netzwerken ansieht, findet man natürlich wieder alles, was man gemeinhin erwartet. Es ist von „super“ und „weiter so“ bis „zu wenig Gags“ und „langweilig, ich bin eingeschlafen“ alles zu finden. Ich frage mich dann allen Ernstes, ob wir tatsächlich alle denselben Film gesehen haben. Denen, die diese Folge zu dröge war, empfehle ich unbedingt den Griff zur Fernbedienung. Man kann, aber man muss ja nicht zusehen. Ich wäre total glücklich, wenn es genauso ausgewogen mit dem Münsteraner Team weitergehen würde.

Herausgekommen sind 13,63 Mio. Zuschauer, die sich diese Folge angesehen haben. Ich bin mir sicher, der größte Teil davon war sehr zufrieden mit dem, was geboten wurde. Herzlichen Glückwunsch allen Beteiligten vor und hinter der Kamera für diese sensationelle Leistung und zum Quotenrekord!


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